Elco: Union Buster Schreiner erfolgreich abgewehrt

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Die Belegschaft eines Automobilzulieferers im Westerwald schlägt mit der IG Metall die Kanzlei Schreiner + Partner aus dem Feld

In Betzdorf an der Sieg kämpfte die Belegschaft des Automobil-Zulieferes Elco Europe GmbH mit der IG Metall für einen Tarifvertrag. Ein Streik drohte. Als die Arbeiter spitz bekamen, dass der Arbeitgeber die berüchtigte Kanzlei Schreiner + Partner gegen sie einsetzte, stellte man sich auf die Hinterbeine. Zudem gab es Hinweise auf Bespitzelung durch Detektive. Das Wissen über die schmutzigen Methoden holte man sich durch die Broschüre „Union Busting in Deutschland“ von Werner Rügemer und Elmar Wigand (OBS, Arbeitsheft 77, pdf). In einem Warnstreik forderten die Arbeiter, dass die Kanzlei gefeuert würde. Mit Erfolg!

Ein sehenswertes video auf youtube zeigt Hintergründe:

Der Fall Elco zeigt wie eine erfolgreiche Strategie gegen Union Busting aussehen kann. Leider ist in vielen Betrieben die Ausgangslage wesentlich schlechter, weil der Organisierungsgrad geringer ist, die zuständige Gewerkschaft schwächelt oder es dem Arbeitgeber gelungen ist, einen aggressiven Mob gegen Betriebsrat und Gewerkschaft in Stellung zu bringen.


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Wichtige Grundlage: Organising und Mitglieder-Basis

Aber auch dieser Erfolg der IG Metall Betzdorf fiel nicht vom Himmel, sondern war offenbar gut vorbereitet: Die Metallzeitung Region Mitte berichtete im Dezember 2013 von einer massiven Eintrittswelle in die Gewerkschaft (pdf, Seite 4).

Hintergrund

Die Firma Elco war vor fast 20 Jahren aus dem Tarifvertrag geflüchtet. Die Folge war ein Lohnnieveau, dass laut IG Metall Betzdorf um mindestens 10% unter Tarif lag.

Dem Unternehmen, das vom US-amerikanischen Konglomerat AVX gesteuert wird und über diverse Verästelungen zum japanischen Kyocera-Konzern gehört, geht es laut offiziellen Zahlen gut. Ein Grund mehr für die Arbeiter, endlich mit der IG Metall für den Tarifvertrag Rheinland-Pfalz zu streiten.

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3 Kommentare

  1. Mit Beginn der Bundesligasaison 2014/2015 weitet KYOCERA das Sponsoring-Engagement bei Borussia Mönchengladbach wieder aus.
    Sagt die Homepage der Fußballfirma. Da kann man mehr Leute abholen als vor dem Lidl und mit den blöden Plastebechern und Milram usw. Das dringt nicht durch.

    • Ich dachte bei Kyocera auch direkt an Borussia Mönchengladbach.
      Teil II Deines Kommentars kann ich nicht zustimmen:
      Erstens reagieren Fußballfans eher abwehrend, wenn man ihren Hauptsponsor anpisst. Wer jemals mit Schalke-Fans über Gasprom geredet hat, weiß das. Geld schießt Tore. Der Lidl-Kunde identifiziert sich weit weniger mit dem Laden.

      Zweitens arbeitet der Kollege Murat nunmal für einen Zulieferer von Lidl und Milram. Irgendwo muss man ansetzten. Solidarität richtet sich nicht danach, was am meisten Öffentlichkeit bringt.

      Für andere Ansätze im Fall Neupack sind wir immer offen. Hast Du bessere Ideen?

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