Frontberichte Nr. 6/2014

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Presseschau März/April: Maulkorb gegen Undercover-Reportage, Amoklauf + Aktion gegen Union-Buster

Zalando/Erfurt vs. RTL: Ausbeutung als Geschäftsgeheimnis? ++ Giesen Weko/Neuss: Amoklauf nach Kündigung + + Schreiner + Partner/Stuttgart: Bündnis verhindert Union-Busting-Seminar

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Zalando: Ausbeutung als Geschäftsgeheimnis?

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In Stuttgart verhinderten Aktivisten ein Seminar der Union-Busting-Kanzlei Schreiner + Partner im Maritim-Hotel. Mehr lesen>>

Das Fachblatt der Marketing-Branche Werben & Verkaufen schäumte am 15. April 2014: RTL entfacht Shitstorm über Zalando. Inzwischen geht der Online-Schuhversand gegen eine Rportage des Bertelsmann-Senders RTL vor. Die Journalistin Caro Lobig hatte drei Monate im Erfurter Logistikzentrum von Zalando gearbeitet. In einem Interview mit RTL-Extra (hier zu sehen) wirft sie Zalando vor, Angestellte massiv unter Druck gesetzt und gegen das Arbeitsrecht verstoßen zu haben. Mitarbeiter sollen überwacht und bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden sein, berichtet heise de am 16.04. 2014.

Der besondere Witz der Strategie im Fall Zalando: Die Underover-Reportage über miese Arbeitsbedingungen soll nun als Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen gelten. Angeblich ermittelt die Erfurter Staatsanwaltschaft. Günter Wallraff hatte die Methode der unangemeldeten, verdeckten Reportage in Deutschland in mehereren Musterprozessen durchgesetzt. Konzerne und spezialisierte Medienkanzleien wollen das Rad nun offenbar wieder zurück drehen und das Betriebsgelände als exterritoriales Herrschaftsgebiet abschotten. So ging Daimler-Benz unlängst in einem ähnlichen Fall gegen den SWR vor (siehe Frontberichte 02/14).

Doch RTL beweist in diesem Fall Standhaftigkeit. Die Zalando-Reportage ist immer noch online zu sehen:  Undercover bei Zalando: „Wer unbequem ist, wird entsorgt!“


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Amok in Neuss: Gefeuerter Arbeiter sticht auf Werkstattleiter ein – Arzt empfiehlt, Kündigungen einfühlsam zu vermitteln

Ein 60Jähriger stach unmittelbar nach seiner Kündigung im Neusser Hafen auf den Werkstattleiter der Schrottfirma Giesen-Wekos und dessen Stellvertreter ein, berichtete die Neuss-Grevenbroicher-Zeitumg am 12. April 2014. Über die Vorgeschichte zu diesen traurigen Vorfall schweigt die Presse leider. Statt dessen lesen wir die verschwurbelte Ansage eines Prof. Ulrich Sprick, Chefarzt im St.-Alexius-/St.-Josef-Krankenhaus, einer Einrichtung der St. Augustinus-Kliniken mit dem Schwerpunkt Psychiatrie und Psychotherapie, ebenfalls Neuss, dass man Kündigungen auch so einfühlsam vermitteln könne, dass Kränkungen dabei ausblieben. Ob der Mann wirklich weiß, was es bedeutet mit 60 Jahren arbeitslos zu werden?

Die beiden Verletzten der Messerattacke sind außer Lebensgefahr.

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Schreiner + Partner/Stuttgart: Bündnis verhindert Union-Busting-Seminar

Vorbildliche Aktion in Stuttgart. Am Donnerstag, den 27. März 2014 verhinderte ein Bündnis aus Gewerkschaftern und linken Aktivisten ein Seminar der berüchtigten Union-Busting Kanzlei Schreiner + Partner, das im Maritim-Hotel in Stuttgart stattfinden sollte. Unter dem Titel „Die häufigsten Betriebsratssünden – So reagieren Arbeitgeber richtig“, sollten Personalleiter und Unternehmer in den neuesten Strategien zur Zermürbung von Betriebsräten geschult werden.  Die Kanzlei sagte das Seminar ebenso ab, wie ein weiteres mit dem obszönen Titel „Die Kündigung ’störender‘ Arbeitnehmer – So gestalten Sie kreativ Kündigungsgründe“ das eine Woche vorher im Hotel Holiday Inn in Stuttgart-Weilimdorf statt finden sollte. Wir wünschen uns mehr von solchen Initiativen.

(Quelle: Erfolgreiche Kundgebung gegen Arbeitgeberanwälte, linksunten.indymedia.org )


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