PM: Lohnraub durch Zingsheim im InterConti

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Ausbeutung von migrantischen Arbeitskräften | Protest auf der Kö

ZHS - Zingsheim - Ausbeutung von Putzfrauen in Düsseldorf. Die Idylle kann trügerisch sein. Hier der Pool des Hotel Intercontinental auf Bali.
Idylle kann täuschen. Hier der Pool des Hotel Intercontinental auf Bali.

Die Initiative aktion./.arbeitsunrecht e.V. lädt für Freitag, 8. Juli 2016 ein: Arbeitsgerichtsprozess + Proteste in Düsseldorf .

Der Fall dürfte reichlich Material für kritische Berichterstattung bieten. Es handelt sich um ein Lehrstück, das verschiedene Aspekte beleuchtet:

  • Ausbeutung von Einwanderern durch Sub-Unternehmer
  • Die traurige Realität des Mindestlohns und seiner Vermeidung
  • Unzivilisierte Arbeitsverhältnisse durch Abwesenheit von Betriebsräten
  • Unternehmerkriminalität und Straflosigkeit | Untätigkeit der Behörden

Gerichtstermin: dos Santos./.Zingsheim (Geschäfts-Nr: 4 Ca 7179/15)
Freitag, 8. Juli 2016, 12.00 Uhr | Arbeitsgericht Düsseldorf, Saal 107, Ludwig-Erhard-Allee 21, 40227 Düsseldorf

Protest vor InterConti: Freitag, 08.07.2016, 13.30 Uhr | Königsallee 59, 40215 Düsseldorf


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Presse-Kontakt: Elmar Wigand | 0221- 99 768 522

Hintergrund

Die Ausbeutung in Hotels ähnelt sich in ganz Europa. Es handelt sich um ein kaskadierendes System, das durch Auftraggeber vorgegeben und durch Sub-Unternehmer umgesetzt wird. Diese bereichern sich durch Betrügereien, Lohndumping, Heuern und Feuern. Einwanderer aus Osteuropa, Afrika und Südamerika stehen ganz unten in der Verwertungskette. In der Mehrzahl sind es Frauen.

Eine Putzfrau, die Brasilianerin Silermone N., wehrt sich nun. Sie zieht gegen den Unternehmer Karl Zingsheim und seine Firma Zingsheim Hotel-Service (ZHS) vor Gericht, um einbehaltenen Lohn zurück zu fordern. Dabei wird auch um das System des Lohnraubs beleuchtet, das ZHS in verschiedenen Städten (Düsseldorf, Trier, Reutlingen u.v.a.) seit mindestens 2012 betreibt.

Das Muster seiner Ausbeutung: Die Sollvorgaben an zu putzenden Zimmern sind nicht zu schaffen. Überstunden werden nicht korrekt erfasst oder müssen „abgefeiert“ werden etc. Wer klagt, fliegt raus und kriegt bestenfalls eine kleine Abfindung (1.000 – 4.000 Euro). Danach geht das Spiel ungehindert weiter.

In der Branche arbeiten sehr viele Frauen mit Migrationshintergrund (auch einige Männer), im InterConti Düsseldorf hauptsächlich aus Rumänien. Sie kennen ihre Rechte nicht oder trauen sich nicht, diese einzufordern. Die Sub-Unternehmen sind meist frei von Betriebsräten und Gewerkschaften, so dass jedes Korrektiv zu Schikanen, Willkür und Ausbeutung fehlt. Dabei gilt in der Gebäudereinigung eigentlich ein allgemein verbindlicher Mindestlohn, der mit derzeit 9,80 € ein gutes Stück über dem Mindestlohn liegt.

Lohnraub mit Methode

Zingsheims Arbeitsverträge enthalten eine Standard-Klausel, wonach Lohn-Ansprüche (Überstunden, Urlaubsgeld etc.) nach drei Monaten verfallen. Bei einer Probezeit von sechs Monaten, in der es niemand wagt, nach korrekter Lohnabrechnung zu fragen, ergibt das einen Freibrief von mindestens drei Monaten ungehinderter Ausbeutung. Durch das Mindestlohngesetz steht diese dubiose Praxis nun in Frage.

Die Untätigkeit der staatlichen Organe ist ein zweiter Skandal. Sie erst ermöglicht das ungestörte, von Unrechtsbewusstsein völlig ungetrübte Treiben des Karl Zingsheim. ZHS hat sich durch systematischen Lohnraub in den vergangenen Jahren schätzungsweise um mehrere hundertausend Euro bereichert. Es geht auch um Steuerbetrug (Sozialabgaben etc.).

Zur Person Karl Zingsheim

„Karly“ Zingsheim besitzt ein Gestüt in Blankenheim (https://gestuet-forstwald.com/) und ist Chef des Island-Pferde-Reiter- und Züchterverband e.V. ( IPZV, 25.000 Mitglieder http://www.ipzv.de/verband.html). Sowohl die Reinigungs-Firma als auch den Vereinsvorsitz hat er von seinem Vater, dem Patriarchen Josef Zingsheim, geerbt.

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4 Kommentare

  1. Erst heute hat mich ein Zimmermädchen weinend angerufen, weil sie im Holiday Inn Express geschlagen worden ist von anderen Zimmermädchen. Das kann doch nicht wahr sein, oder?
    Natürlich nehme ich solche Damen sofort in unser Team auf.

  2. In Hamburg gab es eine Artikelserie zu diese Problematik – ich glaube im Jahr 2007 -, die mit der Veröffentlichung der „sauberen“ Hotels endete. Die uralte Arbeitskampfvariante des Verrufs wäre zu prüfen. Wer sollte sie wie anwenden, damit Arbeitsuchende und Hotelgäste/Kundinne und Kunden wissen, mit wem ie es zu tun haben und sich mit der Geschäftsbeziehung ins Unrecht setzen.

  3. Herr Zingsheim geht noch weiter, er gibt den Hotels eine vorgefertigte Datei, die dann je nach Hotel die Stunde mit 3-3,5 Zimmer umrechnet, somit haben die Mitarbeiter keine Möglichkeit auf die Abrechnung Einfluss zu nehmen.

    Diese Datei ist auf den Rechnern des Hotels und wird von den Hoteleigenen Hausdamen täglich verfälscht eingetragen.
    Z. Bsp. in Frankfurt das Hampton by Hilton, Holiday Inn Express und in allen Hotels in Deutschland, die die Fa. Zingsheim reinigt.
    Den Zimmermädchen fehlen auch die Beiträge zur Sozialversicherung,dies ist Betrug im ganz großen Stil.

    Alle Gebäudereiniger in Hotels arbeiten so. Rechnet man wieviele Menschen in dieser Branche arbeiten, so kann man das Ausmass der Steuerhinterziehung errechnen.

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