PR-Agentur pimpt Maredo: „Berlins bester Arbeitgeber“

0
1801

Aggressive Steakhaus-Kette soll angeblich bei Umfrage in der Hauptstadt  vorn liegen.

Maredo hat im Moment sehr viel schlechte Presse. Von Freiheitsberaubung, und Nötigung ist zu lesen (Siehe Handelsblatt und Frankfurter Rundschau).

Da kommt doch folgende Meldung wie gerufen (Maredo.de vom 29. Februar 2012):

Im Februar 2012 wurde MAREDO mit dem Siegel „Berlins beste Arbeitgeber“ ausgezeichnet und zählte somit zu den besten Gastronomieunternehmen in Berlin.

Hierzu wurden die Mitarbeiter der Berliner MAREDO Betriebe zu Details der Personal- und Führungspolitik des Unternehmens befragt. Dabei beschreiben die Mitarbeiter mit eigenen Worten wie sie selbst ihre Situation empfinden und bewerten. Befragung und Auswertung der Daten wurden – selbstverständlich anonym – durch die Hamburger Unternehmensberatung Faktenkontor durchgeführt.

Kontakariert wird dieses PR-Schmankerl durch Meldungen aus Niedersachsen. Aus dem Arsenal des Union Busting wird jetzt ein weiteres Werkzeug gegen den Maredo-Betriebsrat in Osnabrück in Anschlag gebracht: Kündigung wegen Gesprächen mit der Presse („unwahre Behauptung“, „Verleumdung“). Zuvor war die Gewerkschafterin Jaqueline Fielder bereits wegen einer „vorgetäuschten Arbeitsunfähigkeit“ entlassen worden. Doppelt genäht hält besser, dachten offenbar die Berater und Rechtsvertreter der rindfleisch-zentrierten Systemgastronomie.


Aus erster Hand informiert sein? Profis lesen Emails.
Jetzt den kostenlosen Email-Newsletter der aktion ./. arbeitsunrecht ► bestellen

Die Tageszeitung Junge Welt berichtete am 21. März 2012:

Die Hamburger Gesellschaft Faktenkontor hat ein Näschen für Absurditäten. Die Unternehmensberatung (Firmenmotto: »Wir machen Marktführer!«) kürte ausgerechnet die Steakhauskette Maredo zu »Berlins bestem Arbeitgeber«. Der von den Initiatoren als »wissenschaftliches Benchmarking« bezeichnete Titel gründet auf der Befragung von Mitarbeitern über die Personal- und Führungspolitik ihrer Chefs. Und bei Maredo sind die Beschäftigten offenbar überglücklich – so glücklich, daß Betriebsräte gar nicht nötig sind. Laut NGG existiert nur in sieben der bundesweit 53 Restaurants eine gewählte Belegschaftsvertretung.[..] Im traditionsreichen Maredo-Restaurant auf der »Freßgass« in Frankfurt am Main wurden nicht nur sämtliche Interessenvertreter, sondern fast die komplette Belegschaft wegen angeblicher Diebstähle in einer überfallartigen Aktion gefeuert (siehe jW vom 3. Januar). Und in Osnabrück sieht sich die Betriebsratsvorsitzende Jacqueline Fiedler ebenfalls einem Kündigungsverfahren ausgesetzt. Der Grund respektive Vorwand: Sie habe »ihre Arbeitsunfähigkeit vorgetäuscht« (siehe jW vom 23. Februar). Da den Managern offenbar selbst klar ist, daß sie damit vor dem Arbeitsgericht kaum durchkommen werden, haben sie gleich einen weiteren Grund für die »Tat- und Verdachtskündigung« nachgeschoben. Im jW-Gespräch hatte Fiedler erklärt: »Uns war klar, daß es für uns als Betriebsräte kein Zuckerschlecken werden würde. Daß es allerdings so kraß kommt, hätten selbst die pessimistischsten Kolleginnen und Kollegen nicht vermutet.« Dies sei »unwahr« und »eine Verleumdung«, heißt es in einem Schreiben der Maredo-Betriebsleitung.


Schön, dass Sie da sind!

Der Verein aktion ./. arbeitsunrecht e.V. stellt alle Inhalte kostenfrei und ohne Werbung zur Verfügung. Wir sind unabhängig von Stiftungen, Parteien, Gewerkschaften und staatlicher Förderung. Helfen Sie uns dabei, sorgenfrei über die Runden zu kommen!
Damit wir auch in Zukunft unbequeme Nachrichten verbreiten können: Bitte spenden Sie! !
Vorheriger ArtikelRhön Kliniken – Privatisieren, Stellen streichen, Profit maximieren
Nächster ArtikelArbeitgeber-Lobby fordert Streikverbot