Toys ‚R‘ Us: Freitag der 13. sorgt für Unruhe

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… Aktionstag gegen Horror-Jobs und Fertigmacher auch beim Malteser-Hilfsdienst und den Median-Kliniken

Freitag der 13. vor dem Toys "R" Us in Koeln-Marsdorf.
Freitag der 13. vor Toys „R“ Us in Köln-Marsdorf.

Am Freitag den 13. Mai 2016 verteilten Gewerkschafter, Bürgerrechtler und Unterstützer_innen der aktion./.arbeitsunrecht Flugblätter vor vierzehn Toys ‚R‘ Us-Filialen in Deutschland (Warum?). Im Rahmen der Kampagne „Jetzt schlägt’s 13!“ machten sich Einzelpersonen oder kleine Gruppen auf; in Osnabrück, Köln, Aachen, Hamburg fanden größere Aktionen vor und in Toys ‚R‘ Us-Filialen statt.

Die scheinheiligen Malteser

Spontan nutzte das Soli-Komitee für die Duisburger MCS-Putzfrauen den Aktionstag gegen skrupellose Unternehmen und Union Buster, um Öffentlichkeit gegen den Malteser-Hilfsdienst und seine Tochter-Firmen herzustellen (Warum?). Rund um das Duisburger St. Anna-Krankenhaus der Malteser fand mit ca. 30 Teilnehmerinnen die größte Einzelaktion des Schwarzen Freitag statt (Bericht dazu).

Aktive Mittagspause bei Median


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Der ver.di-Fachbereich 03 hatte recht kurzfristig für 13 Uhr zu einer „aktiven Mittagspause“ in Kliniken des Median-Konzerns aufgerufen. Sechs Standorte wollten sich beteiligen, genauere Berichte folgen nach Pfingsten.

In Köln fand eine Protest- und Informationsveranstaltung vor der lokalen McKinsey-Filiale statt (Warum?), die von einem dutzend Leute besucht wurde. Sie zogen anschließend gemeinsam zum Friesenplatz. Dort bekundeten sie ihre Solidarität mit dem neu gegründeten Betriebsrat des Bekleidungshauses Weingarten und der ver.di-Betriebsgruppe im Kölner Traditionsbetrieb.

Betriebsrats-Bashing bei Weingarten

Protest gegen Union Busting bei Weingarten in Köln
Protest gegen Union Busting bei Weingarten in Köln

Die Familie Weingarten, die das Haus seit Jahrzehnten in Gutsherrenmanier regiert, versucht den jungen Betriebsrat mit Hilfe der Kanzlei Osborne Clarke zu zermürben. So gelang es unlängst, die Wahl des Betriebsrats in erster Instanz anzufechten (mehr dazu demnächst an dieser Stelle). Die Weingarten-Beschäftigten freuten sich erkennbar über den spontanen Besuch.

Gründe für die schwächere Beteiligung?

Die Beteiligung an Aktionen gegen Toys ‚R‘ Us war mit 14 Filialen schwächer als am letzten Aktionstag, als es gegen KiK ging. Am Freitag, 13. November 2015 war es gelungen, Unterstützer_innen in über 20 Städten vor Filialen der Textilkette KiK zu mobilisieren (mehr dazu). Die Gründe für die schwächere Beteiligung dürften sein:

  • Die auswärtige Lage vieler Toys ‚R‘ Us-Filialen am Stadtrand
  • Am Freitag vor Pfingsten waren viele bereits im Feiertags-Modus
  • Die Gewerkschaftsbewegung hat den Schock der AfD-Wahlerfolge noch nicht verdaut
  • KiK ist durch Skandale in der asiatischen Textil-Produktion ein prominenterer Gegner | Toys ‚R‘ Us ist als Feind der Lohnabhängigen wesentlich unbekannter
Vortrag bei McKinsey
Vortrag von Werner Rügemer vor McKinsey in Köln.

Auffällig ist, dass unser Vorschlag, gegen McKinsey vorzugehen, insgesamt nicht verfangen hat. Wir werden uns in den nächsten Tagen verstärkt darüber Gedanken machen, wie wir die Aktionsform „Jetzt schlägt’s 13!“ in Zukunft verbessern und verbreitern können.

Eine Überlegung ist es, jetzt schon mit den bisherigen Zielen des Aktionstags weiter zu machen. D.h. für den kommenden Schwarzen Freitag – 13. Januar 2017 – würden Neupack (und deren Großabnehmer), KiK, Toys ‚R‘ Us, Malteser und Median-Kliniken erneut im Fokus stehen. Lokale Gruppen hätten somit ausreichend Zeit, um zusammen mit Gewerkschaften, Belegschaften und Soli-Gruppen phantasievolle Aktionen zu planen. Möglicherweise sollten wir uns auch das Werkzeug des Flash-Mobs genauer anschauen.

Toys ‚R‘ Us – Hysterie und Desinformation

Der Geist der guten Arbeitsbedingungen
Der Geist der guten Arbeitsbedingungen wehte in Köln vor den Filialen von McKinsey, Toys ‚R‘ Us und Weingarten.

Dennoch haben die Proteste gegen Toys ‚R‘ Us Wirkung gezeigt. Personal-Chefin Sabine Sonntag instruierte ihre stellv. Unternehmenssprecherin, im Kölner Büro der aktion./.arbeitsunrecht anzurufen. Sie wollte ihren Namen und ihre Telefonnummer möglichst nicht genannt wissen. In vielen Städten reagierte Toys ‚R‘ Us repressiv, was wir als Zeichen der Schwäche werten. So standen z.B. in Hamburg und Ludwigsburg garstig drein blickende Wachleute vor den Filialen, deren Gebahren in Essen und Berlin laut Augenzeugen bedrohliche Züge annahm.

Teilweise grassierte hinter den Toys ‚R‘ Us-Kulissen eine Mischung aus Desinformation und Hysterie. Eine Personalverantwortliche aus Köln streute unter Beschäftigten das bizarre Gerücht, am Freitag, den 13. wären Nazis im Anmarsch, die die Regale abräumen wollten.

An vielen Orten kamen Beschäftigte und Betriebsratsmitglieder zu den Protestierenden heraus, bedankten sich, manche beteiligten sich am Flugblattverteilen. Besondere Erwähnung verdient der Standort Osnabrück, wo sich Einzelhandels-Beschäftigte von Marktkauf und Kaufland an den Protesten vor Toys ‚R‘ Us beteiligten.

Vor der Filiale in Würselen bei Aachen versammelten sich GewerkschafterInnen von ver.di, Vertreter von SPD und Linken, Beschäftigte des Möbelhauses XXXLutz (früher Wohnwelt Pallen) und der Supermarktkette real,-. Sie sammelten Unterschriften, die sie am Ende zusamnen mit zwei Aktionsplakaten als Solidaritätsbekundung an die Betriebsratsvorsitzende Mona M. übergaben. Im Gegenzug bedankten sich die Toys ‚R‘ Us-Beschäftigten bei den den UnterstützerInnen mit einem selbstgebackenen Kuchen, getreu dem Motto: Dann backen wir uns den Tarifvertrag!

In Köln-Marsdorf schwebte das „Gespenst der guten Arbeitsbedingungen“ an vier roten Luftballons über der Ein- und Ausfahrt des Kundenparkplatzes. Dadurch fuhren die Besucher langsamer und hatten Zeit, ihre Auto-Fenster runter zu kurbeln um Flugblätter entgegen zu nehmen und Gespräche zu führen.
Ein Dutzend Unterstützer_innen kamen zusammen und hatten eine Menge Spaß, darunter Mitglieder der Linken im Rhein-Erftkreis, der aktion./.arbeitsunrecht,  von ver.di, der Anarchistischen Föderation Deutschland.

Durch Nutzung von Hintereingängen und Tiefgaragen gelang es, von grimmigen Aufpassern unbemerkt in den Verkaufsraum zu kommen und dort Kundeninformationen zu hinterlassen.

Übersicht Aktionen Toys ‚R‘ Us

Beschäftigte in Osnabrück freuen sich über die bundesweite solidarische Unterstützung
Beschäftigte in Osnabrück freuen sich über die bundesweite solidarische Unterstützung
  • Aschaffenburg
  • Berlin
  • Braunschweig
  • Essen, AKUWILL (Aktionskreis gegen Unternehmer-Willkür aus Oberhausen)
  • Hannover
  • Hamburg, u.a. Lohnabhängige Hamburg und GewerkschafterInnen gegen Fertigmacher aus Hamburg
  • Heilbronn, verdi
  • Kiel, FAU (Freier Arbeiter Union) Kiel (facebook)
  • Köln
  • Ludwigshafen
  • Ludwigsburg, Initiative Klassenkampf Stuttgart (Bericht)
  • Nürnberg, die Intitiative solidarischer ArbeiterInnen (ISA) verteilt ca. 300 Flugblätter an potentielle Kunden. Sie schreiben: „Die Geschäftsführung war allerdings auf unser Erscheinen vorbereitet. Sie hatten sogar eine extra Security für den Tag beschäftigt, um uns wieder aus dem Geschäft zu verweisen. Laut dem Geschäftsführer waren sie auf „Flashmobs“ eingestellt, so wirkte das Ganze auf uns auch. Durch die Aktivitäten der Geschäftsleitung war die Belegschaft „sensibilisiert“ und uns leider wenig wohlgesonnen. Nichtsdestotrotz zeigt uns die Reaktion, dass die Aktivitäten Wirkung entfalten, Kosten verursachen und bei den Richtigen ankommen.“
  • Wallenhorst (Osnabrück)
  • Würselen (Aachen), u.a. verdi

Malteser / MCS

  • Duisburg, St. Anna-Kinik
  • Köln, Malteser-Zentrale & St. Hildegardis

McKinsey

  • Köln

Median-Kliniken

Aktive Mittagspause in:

  • Bad Berka
  • Bad Liebenwerda
  • Berggießhübel
  • Bernkastel-Kues
  • Flechtingen
  • Heiligendamm
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1 Kommentar

  1. Danke Euch für das wichtige Engagement. Kenne die soziale Schieflage und die Lügen, wie gut es Deutschland geht. Breite Aufklärung ist wichtig…z.B. „Wer regiert das Geld?“ v Paul Schreyer…oder „Die ganze Wahrheit über alles“ v Bröckers u Böttcher. Die Schweiz stimmt über ein Bedingungsloses Grundeinkommen“ ab. Das ist der einzige Weg zu einer gerechteren Zukunft. Wissenswert „Enno Schmidt: Bedingungslosigkeit – die kulturelle Dimension des Grund-einkommens“. Empfehle: „Nachdenkseiten -Videohinweise der Woche -das ist seriöse Information“. Hermann Weirich

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