Eltako GbmH: Psycho-Terror im Banishment-Room

7
4103

Mobbing und Prozessverschleppung

Elektronikentwickler Gerald D. kämpft seit 2012 um seinen Arbeitsplatz bei der ELTAKO GmbH in Fellbach. Der patriachal betriebene Familienbetrieb von Ulrich Ziegler beschäftigt rund 100 Mitarbeiter*innen und lässt in China (Shenzhen) produzieren. Einen Betriebsrat gibt es nicht. Gegen Gerald D. setzt Ulrich Ziegler seit Jahren Mittel ein, die an Psycho-Terror grenzen.

Am Dienstag, den 14.01.2020, 09.15 Uhr, verhandelt das Landesarbeitsgericht Stuttgart, Börsenstraße 6, Saal 2 EG, über Gerald D.s Berufung gegen seine dritte Kündigung aus Dezember 2017. Wir rufen zur solidarischen Begleitung auf!

Ohne nervige Kolleg*innen bei voller Bezahlung frei haben klingt verführerisch? In der Realität ist Isolation bei gleichzeitiger Zermürbung durch Unterforderung eher Mobbing mit dem Vorsatz der Körperverletzung gleichzusetzen (Bild rechtefrei, pixaby)

Acht Jahre Kampf gegen Kündigung

Gerald D., seit 2008 bei der Eltako GmbH beschäftigt, hat seit 2012 zwei Kündigungsschutzklagen vor dem Arbeits- und dem Landesarbeitsgericht Stuttgart gewonnen.

Nach dreijähriger Freistellung richtete die Geschäftsleitung unter Ulrich Ziegler ihm einen Arbeitsplatz in einer ehemaligen Produktionshalle ein: ohne vertragsgerechte Aufgaben, isoliert von Kolleg*innen und ohne Internetzugang. Im letzten halben Jahr setzte die Geschäftsführung hier sogar gezielt auf eine besonders schlechte Beleuchtung der Halle. Beleuchtungskonzepte sind Teil des Firmenkonzepts, bei Dimmschaltern bezeichnet sich Eltako als Markt- und Technologieführer.


Aus erster Hand informiert sein? Profis lesen Emails.
Jetzt den kostenlosen Email-Newsletter der aktion ./. arbeitsunrecht ► bestellen

Zwei Jahre lang forderte Gerald D. eine vertragsgerechte Arbeit. Um sich wenigstens entsprechend seiner Anstellung als Elektronikentwickler informieren zu können, kümmerte er sich schließlich selbstständig um einen Internetzugang. Die Geschäftsleitung sprach dafür im Dezember 2017 prompt die fristlose und dritte Kündigung aus.

Arbeitsgericht Stuttgart als Teil der Zermürbungsmaschine?

Bis zur Verhandlung des Falls ließ die 6. Kammer des Arbeitsgerichts Stuttgart 8 Monate verstreichen. Nach einem weiteren Verhandlungstermin am 13. September 2018 stimmte das Arbeitsgericht Stuttgart der Kündigung zu. Die ausgesprochen fragwürdige Urteilsbegründung lieferte es aber erst wenige Tage vor Ablauf einer weiteren fünfmonatigen Frist im Februar 2019, runde 14 Monate nach der Kündigung.

Es wirkt fast, als würde die Vorsitzende Richterin der 6. Kammer Ursula Masuhr am Arbeitsgericht Stuttgart Eltakos Zermürbungsstrategie unterstützen oder sich zumindest instrumentalisieren lassen. Das ist besonders gravierend, da Eltako ganz offensichtlich auf Psycho-Terror durch Isolation und gezielte Unterforderung nach japanischem und US-Vorbild setzt.

Boreout-Syndrom

Die von der Geschäftsleitung initiierte Unterforderung zielt auf Herbeiführung des Boreout-Syndrom und soll zur Resignation und Kündigung des Beschäftigten führen. Sie unterläuft bewusst das zutiefst menschliche Bedürfnis sich als Teil einer Gemeinschaft nützlich zu machen, sinnvolle Arbeit zu verrichten und Erfolgerlebnisse zu haben. Zündet die Strategie leiden Betroffene oft unter einer dem Burnout ähnlichen Symptomatik bis hin zur Depression.

Banishment- und Rubberrooms

Bei Elktako hat man zudem die unter anderem in Japan erfundene Praxis des Banishment-Room übernommen: durch Isolation und unterfordernde, sinnlose oder gar keine Arbeit sollen Beschäftigte vor den fleißigen Kolleg*innen beschämt und zur Aufgabe gebracht werden. Treppenwitz der Geschichte: die Praxis soll dazu dienen, eine direkte Kündigung durch das Unternehmen zu vermeiden, da diese als ehrabschneidend gilt.

In den USA erlangte diese Praxis unter einem anderen Namen traurige Berühmtheit: unkündbare Lehrkräfte sollten in sogenannten Reassignment-Centern zur Aufgabe und Kündigung gebracht werden. Das New York City Department of Education schickte rund 600 Lehrer*innen bei vollem Gehalt über Monate und Jahre ohne Aufgabe in 13 über die Stadt verteilte Reassignment-Center.

Die Lehrer*innen nannten die Räume wegen ihrer in den Wahnsinn treibenden Wirkung Rubber-Rooms (Gummi-Zellen). Bis es der Lehrer-Gewerkschaft gelang, die Praxis 2010 zu beenden, hatte die Stadtverwaltung sich diese perfide Form des Union Bustings, die auch bevorzugt gegen Whistleblower eingesetzt wurde, jährlich 65 Millionen US-Dollar kosten lassen.

Wie bei allen Union Busting-Methoden spielt Geld keine Rolle: Wichtig ist unter Kolleg*innen Angst vor Bestrafung zu erzeugen und an Einzelnen Exempel zu statuieren.

In einem Spiegel-Artikel Verdammt zum Nichts-Tun aus dem Jahr 2011 werden die Begriffe Einzelhaft und Sterbezimmer verwendet. Siehe auch Diagnose: Langeweile (SZ 2011).

Eltako vor Ort und auf der Licht-Messe Frankfurt

Für alle, die das Bedürfnis haben Eltako-Geschäftspartner auf den internen Umgang des Managements mit Mitarbeiter*innen aufmerksam zu machen: Die Liste der Eltako-Vertragspartner kann hier eingesehen werden: https://www.eltako.com/?id=637

Eltako wird außerdem mit einem Stand auf der Light and Building Weltmesse für Licht- und Gebäudetechnik vom 08. – 13. März 2020 in der Messe Frankfurt zu finden sein. Eine gute Gelegenheit Geschäftsführer Ulrich Ziegler persönlich auf den menschenverachtenden Umgang mit Gerald D. anzusprechen: https://light-building.messefrankfurt.com/frankfurt/de.html


Schön, dass Sie da sind!

Der Verein aktion ./. arbeitsunrecht e.V. stellt alle Inhalte kostenfrei und ohne Werbung zur Verfügung. Wir sind unabhängig von Stiftungen, Parteien, Gewerkschaften und staatlicher Förderung. Helfen Sie uns dabei, sorgenfrei über die Runden zu kommen!
Damit wir auch in Zukunft unbequeme Nachrichten verbreiten können: Bitte spenden Sie! !
Vorheriger ArtikelAus der Defensive gegen das Kapital: Aktion gegen Arbeitsunrecht
Nächster ArtikelAgenda-Cutting: Wie die Medienkanzleien Schertz und Höcker Unternehmenskritik verhindern

7 Kommentare

  1. Ich wurde 1990 aufgrund Insolvenz mit der Masse als Softwareentwickler zwangsweise „mitgekauft“.

    Der neue AG gab mit ein Büro im fensterlosen Keller und ohne Aufgabe aber wenigstens mit Internetzugang.

    Das war mir als Autist so was von egal ..

    Mit Hilfe des Onlinezugangs habe ich mir „da unten“ eine Händlerexistenz aufgebaut und nicht wirklich bereut den „scheinbaren“ Arbeitsvertrag verlängert zu haben weil in dem Betrieb nur Dr. Ing und Prof. anerkannt wurden.

  2. Vielen Dank für eure Solidarität. Auch wenn ich an der Kündigung durch das eindeutig parteiische Urteil kaum etwas ändern kann, haben mich weder die Firma noch die Gerichte los. Auch ich habe meine Strategien, Unrecht und Verbrechen sichtbar zu machen und bekämpfen zu können. Der nächste Prozess ist am 10.März 2020. Kommt hinzu! Genaueres wird hier bald bekannt werden. Euer Gerald D.

  3. Wie ist der Prozess vorm Landesarbeitsgericht ausgegangen ? Ich hoffe doch sehr, das die Kündigung (egal ob fristlose Kündigung oder fristgerechte Kündigung) als unrechtmäßig angesehen wurde. Nicht zu fassen wie das Arbeitsgericht Stuttgart dieser Kündigung zustimmen konnte. Allein aus der Vorgeschichte der Kündigungen, muss man doch nachvollziehen können das es hier nicht arbeitgeberseitig rechtmäßig zugegangen ist ! Ich habe leider eine sehr
    ähnliche Erfahrung mitmachen müssen.
    Alles Gute nach Fellbach an den Arbeitskollegen .

    • Hallo! Das Landesarbeitsgericht Stuttgart hat die Kündigung leider bestätigt. Das Urteil liegt noch nicht vor. In der letzten Instanz ließ das Arbeitsgericht Suttgart allerdings fast 5 Monate verstreichen, bis es die Urteilsbegründung lieferte. Wir werden sehen, ob das Landesarbeitsgericht hier etwas zügiger arbeitet.
      Ein detaillierteres Update wie es weiter geht folgt in Kürze.

      • Die Urteilsbegründung liegt jetzt vor.
        Es wird ein Entlassungsgrund fabriziert um ein scheinbar gerechtes Urteil aufzuzeigen und die Entlassung zu rechtfertigen. Dem Kündigungsschutzgesetz das heißt dem Schutz des Arbeitnehmers wird es nicht gerecht. Das Urteil ist aus meiner Sicht in höchstem Maße ungerecht.

  4. Banishment heißt das also. Es gibt also sogar ein Wort dafür, wenn die Leitung Kollegen von der Bildfläche zum verschwinden bringen. Sie verschwinden aus Teamsitzungen, aus Computersystemen, aus Verteiler, von Standorten, es verschwinden sogar praktischerweisee genau die passenden Programme aus dem Leistungsangebot. Dazu Stimmungsmache von oben. Unter diesem Überbegriff macht es also Sinn, so kann man Entlassungen kaschieren. Methoden nach Rezeptur der psychologischen Kriegsführung und von außen kaum nachvollziehbar.

    Solidarische Grüße nach Fellbach.

Kommentarfunktion ist geschlossen.