Der Streik als Stock in den Speichen
Arbeitskämpfe lassen nicht nur den Lack vom Startup Gorillas abplatzen
Elmar Wigand, Pressesprecher der Aktion gegen Arbeitsunrecht, kommentiert den Wilden Streik beim Lieferdienst Gorillas vom 10. Juni 2021 im nd vom 16.6.2021.
Der einhergehende Shitstorm dürfte den Hype um das deutsche Start-up beendet und dessen weitere Expansion nachhaltig blockiert haben. Möglicherweise erleben wir sogar mehr: das Platzen einer Spekulationsblase.
Der Arbeitskampf macht außerdem klar: Auch in deutschen Großstädten formiert sich eine internationale, digital vernetzte Hobo-Bohème, deren explosive Mischung von deutschen Kapitalisten bislang unterschätzt wurde.
Noch im März hatte sich die Wirtschaftspresse vor Freude beinahe eingenässt, weil Gorillas in einer Finanzierungsrunde weitere 244 Millionen Euro von Risikoinvestoren einsammeln konnte. Dazu gehörte neben den üblichen aggressiven US-Finanzinvestoren auch die chinesische Tech-Holding Tencent.
Sollten die Risikokapitalgeber, die inzwischen die Mehrheit an Gorillas halten, weiter am Gründer und CEO Kağan Sümer festhalten, dürften sich die Gorillas endgültig im Nebel verirren.
In einer nächsten Finanzierungsrunde wollten die Gorrillas, so war im Mai zu lesen, weitere 500 Millionen Euro einsammeln und eine Bewertung von 6 Milliarden Euro erreichen. Heute Berlin, morgen London, Paris, dann New York! Das wirkt größenwahnsinnig und dürfte mit einem beratungsresistenten CEO auf Kollisionskurs schwierig werden. Und dabei ist die wichtigste Frage nicht beantwortet: Wer braucht überhaupt einen Lieferdienst, der in zehn Minuten aus der Nachbarschaft in die Nachbarschaft liefert?
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Quelle
- Elmar Wigand: Der Streik als Stock in den Speichen, nd, 16.6.2021.