Neue Westfälische: System Tönnies. Maulkörbe durch Schertz Bergmann.

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Mundtot machen: Tönnies bringt Kritiker aus dem Kreis Gütersloh vor Gericht.

Systematische Medienverhinderung mit Berliner Promi-Kanzlei.

Jeanette Salzmann analysiert in einem lesenswerten Hintergrundartikel in der Neuen Westfälischen, wie Tönnies mit Hilfe der Medienkanzlei Schertz Bergmann gegen Kritiker_innen vorgeht.

Der Artikel hätte bundesweite Beachtung verdient, ist aber leider hinter eine aggressiven Bezahlschranke versteckt. Wir dokumentieren ihn hier als pdf.

Salzmann schildert verschiedene Fälle und zitiert Betroffene: die Caritas Kreis Gütersloh mit Volker Brüggenjürgen, die Aktion gegen Arbeitsunrecht mit Elmar Wigand, Ralf Stegener (SPD), Die Linke Gütersloh mit Michael Pusch, die Online-Portale Scharf-Links und gütsel.de, die Interessensgemeinschaft WerkFAIRträge mit Inge Bultschneider und das Frauenmagazin Emma.

Manche haben Unterlassungserklärungen zähneknirschend, andere vielleicht auch vorschnell und (allzu) bereitwillig unterzeichnet; Emma zog sogar ohne Absprache mit der Autorin zurück. Andere wie die Aktion gegen Arbeitsunrecht und die Caritas blieben standhaft und am Ende auch siegreich.


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Die Neue Westfälische zitiert uns:

„Schertz Bergmann ist der unbestrittene Marktführer im recht überschaubaren Segment des Agenda-Cutting. Also der Verhinderung und Einschüchterung kritischer Berichterstattung. Hier agieren bundesweit im Wesentlichen nur vier Kanzleien, deren Leitwolf bislang Christian Schertz war“, so Elmar Wigand von der Aktion gegen Arbeitsunrecht.

Das Bündnis selbst ist an einem „Schwarzen Freitag“ im September 2019 in Rheda vor das Tönnies-Werk gezogen und hat auch schon Post von der Berliner Kanzlei bekommen.

Untersagt wurde per Einstweiliger Verfügung die Berichterstattung der Protestler über „systematischen Lohnraub“, „Kündigung nach Arbeitsunfällen“ oder unerlaubte „16-Stunden-Schichten“ für Werkvertragsarbeitnehmer.

Statt sich davon einschüchtern zu lassen, wird Vorfreude auf den Prozess verkündet: „Wir machen ein Tribunal daraus!“ Tönnies zieht die Klage später zurück. „Die Auswirkung die ser Einstweilige-Verfügungs- und-Abmahn-Methode auf Gewerkschaftsapparate, Sender und Zeitungen ist nicht zu unterschätzen.

Die Apparate pfeifen ihre Leute oft allzu bereitwillig zurück, wenn Figuren wie Christian Schertz ins Spiel kommen“, lautet Wigands Einschätzung.

Ergänzung: Erfolgreicher Gegenangriff mit gleichen Waffen

Was im Bericht fehlt: Die Initiative aktion ./. arbeitsunrecht erwirkte am 27. September 2019 am Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen die Tönnies Holding ApS & Co. KG und deren Pressesprecher André Vielstädte (Az. 28 O 356/19 | pdf). Die Behauptung ist zu unterlassen, es habe ein Gesprächsangebot von Tönnies gegeben, auf das die Initiative nicht reagiert habe.

Wir haben den Tönnies PR-Mann André Vielstädte, der selbst militant und ungerechtfertigt gegen Konzern-Kritiker vorgeht, aufgrund von öffentlicher Falschaussagen zur Unterlassung aufgefordert. Diese hat er unterzeichnet. Mehr dazu hier.


Quellen:


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