Bild-Zeitung hetzt gegen Lehrer-Streik

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Unerhört! Skandalös! Lehrer schwänzen und wollen auch noch Beamtengehälter!

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Zu Dokumentantionszwecken: Screenshot Bild.de vom 21. 10. 2013. Zum Vergrößern drauf klicken. Autor des Beitrags ist H. Bruns.

Wer sich im Fach Propaganda weiter bilden will, kommt an der Springer-Presse nicht vorbei. Sie beherrscht das anspruchsvolle Handwerk, die arbeitende Bevölkerung gegeneinander auszuspielen und die eine Berufsgruppe von der Unsinnigkeit berechtigter  Forderungen einer anderen Berufsgruppe zu überzeugen.

Am 21. 10. 2013 brachte BILD.de im Regionalteil Berlin eine genüssliche Bilderstrecke, in der angebliche 15 Streiks der (mitgedacht: mal wieder so faulen) Lehrer dargestellt wurden. Tenor des Textes von H. Bruns: Lehrer machen blau! Haha wie lustig.

Wahr ist hingegen: Es handelt sich um nur einen Arbeitskampf, der verschiedene Aktionen beinhaltet, darunter eben diverse Streiktage. Die GEW zählt im laufenden Schuljahr genau drei Warnstreiks am 21. & 22. August 2013 und eben am 21. Oktober 2013.
Seit Dezember 2012 gab es – wie die taz berichtet – zwar tatsächlich 15 Streiktage, darunter eine Aktion am 16. Januar mit nur 145 Teilnehmern und eine am 17. Januar mit 117 Teilnehmern.  Am 21. Oktober schaffte es die GEW mit über 2.000 KollegInnen beinahe jede vierte angestellte Lehrkraft Berlins auf den Gendarmenmarkt zu bewegen.

Das Spiel mit Worten und Definitionen

Der feine Unterschied zwischen den Worten Streik, Streiktag und Warnstreik dürfte dem Journalisten H. Bruns wohl bekannt sein, ebenso wie die Maßeinheiten Kalenderjahr, Schuljahr und innerhalb eines Jahres (also der zurückliegenden 12 Monate). Er spielt absichtlich damit, um seinen Effekt zu erzielen.  Das folgende Bild soll entstehen: Lehrer in Berlin außer Rand und Band.


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Sozialneid schüren | Verheerende Konsequenzen ausmalen

Im arbeitnehmerfeindlichen Cocktail der Springer-Presse darf Sozialneid nicht fehlen. Zitat Bild-Bruns: „Es sind Angestellte, die von Beamten-Gehältern träumen und einem Job, in dem man alt werden kann.“ Na die sind lustig, ditt hätt ick ooch jerne, soll da wohl der Leiharbeiter in der Frühstückspause denken (wenn er heutzutage überhaupt eine Frühstückspause hat) …  Wichtig zu wissen: Angestellte Lehrer_innen verdienen, laut taz.de, ca. 1.000,- Euro weniger als ihre verbeamteten Kollegen. Den Zorn darüber würde unser Leiharbeiter wohl gut verstehen.

Der Streik scheint außerdem laut BILD verheerende Wirkung zu haben: „Die Streiktage gehen zulasten der Schülerinnen und Schüler. Sogar Abi-Prüfungen wurden schon verschoben.“  Otto-Normalbürger soll denken: Na wenn das Schule macht, kann der Wirtschasftsstandort Deutschland wohl einpacken. Kein Wunder, dass „wir“ bei den Pisa-Tests immer so schlecht abscheiden.

Tatsächlich geht es den ca. 2.3000 beteiligten Lehrer_innen darum, den Senat zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zu bewegen. Wer sich wirklich über den Streik der Berliner LehrerInnen informieren möchte, gehe auf die folgende Seite der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft (GEW): http://www.gew-berlin.de/26241.php

Wir erklären uns solidarisch mit dem Arbeitskampf der angestellten Berliner Lehrer_innen und wünschen gutes Gelingen!


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