Fraport vs. Gewerkschaft: Interview mit GdF-Vorsitzendem

0
1034

Das Magazin Marx21 sprach mit Markus Siebers aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft der Flugfeldsicherung.

Wir veröffentlichen das Interview in Auszügen. Besonders interessant erscheint uns:

  • Wie Fraport versucht, die Arbeitsbedingungen am Flughafen durch Auslagerungen systematisch zu verschlechtern
  • Wie Fraport und die Lufthansa versuchen, die Spartengewerkschaft durch Schadensersatzforderungen in ihrer Existenz zu bedrohen.

Frage: Der Flughafenbetreiber Fraport gliedert immer mehr Sparten aus und überträgt die Arbeit Subunternehmen. Wie sind die Arbeits- und Lohnbedingungen dort? Und die Arbeitgeberseite, die so erpicht ist, Lohnausschläge nach oben zu verhindern – ist sie mit gleichen Eifer dabei, wenn es darum geht, Lohnabschläge nach unten zu stoppen?

Ich kann über die Bedingungen in den ausgegliederten Unternehmensbereichen nicht im Detail Auskunft geben, aber was dort gemacht wird, ist sicher nicht zum Vorteil der Beschäftigten. Die Einstiegslöhne sind drastisch gesunken, das Betriebsklima ist schlecht und krank werden ist verboten. Das sind zumindest die Aussagen derer, die mit uns reden. Über den zweiten Teil der Frage brauchen wir nicht reden, einen besonderen Eifer in diese Richtung findet man nicht. Auch die Bewahrer des Betriebsfriedens halten sich vornehm zurück oder lassen dieses Lohndumping über sich ergehen.

Kannst du etwas zu den drohenden Schadensersatzansprüchen von Lufthansa und anderen Dritten sagen? Was wären die Konsequenzen, wenn sie damit durchkämen?
Die Schadenersatzklagen, die zurzeit laufen, sind ja noch aus vergangenen Auseinandersetzungen, haben also erstmal nichts mit der Fraport-Angelegenheit zu tun. Die Konsequenzen sind aber übertragbar und für alle Gewerkschaften von großer Bedeutung.

Sollten die Gerichte einer solchen Klage stattgeben, also Dritten erlauben Schadenersatz zu fordern, dann wäre machtvolle Gewerkschaftspolitik nicht mehr möglich. Alle müssten immer mit dieser Existenzbedrohung leben und ihre Arbeit daran ausrichten.

Wer will dann noch mit Streik bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen? Wird ver.di dann noch den kompletten ÖPNV lahmlegen oder die IG Metall einen Arbeitgeber wie Airbus bestreiken, wenn sie nachher von zig Airlines verklagt werden wegen Umsatzausfällen nichtgelieferter oder zu spät gelieferter Flugzeuge?

Mit welchen Mitteln versucht Fraport, euch vor Gericht in die Enge zu treiben und eure Sache in der Öffentlichkeit zu diskreditieren? Und wie reagieren die Fraport-Kollegen darauf?
Hier wird mit Lügen und anderen Tricks gearbeitet. Zahlen werden verfälscht oder aus dem Zusammenhang gerissen. Ob das alle Mitarbeiter der Fraport gut finden? Ich glaube nicht, wie sonst würden sich die hundertfachen Anrufe mit Bitte um Aufnahme in die GdF erklären lassen.

Link zum Original-Interview vom 15. März 2012.

 


Aus erster Hand informiert sein? Profis lesen Emails.
Jetzt den kostenlosen Email-Newsletter der aktion ./. arbeitsunrecht ► bestellen


Schön, dass Sie da sind!

Der Verein aktion ./. arbeitsunrecht e.V. stellt alle Inhalte kostenfrei und ohne Werbung zur Verfügung. Wir sind unabhängig von Stiftungen, Parteien, Gewerkschaften und staatlicher Förderung. Helfen Sie uns dabei, sorgenfrei über die Runden zu kommen!
Damit wir auch in Zukunft unbequeme Nachrichten verbreiten können: Bitte spenden Sie! !
Vorheriger ArtikelAnmeldung erfolgreich!
Nächster ArtikelDaimler-Benz Bremen: 30 Stunden pro Auto