UPS: Schikanen gegen Gewerkschafter

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Aussichtsreichster Betriebsratskandidat soll körperlich und psychisch zermürbt werden | Aufruf zur Solidarität

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Nicht alle Arbeitsplätze bei UPS sind mit gesundheitlichen Einschränkungen zu vereinbaren. Hinzu kommen Stress, undemokratische Firmenkultur und ein merkwürdiger US-Management-Stil.

Der KfZ-Mechaniker und Gewerkschafter Fritz W. aus Hannover-Langenhagen braucht dringend Unterstützung. Als er United Parcel Service (UPS) im Dezember 2014 in die Knie zwingen konnte (arbeitsunrecht.de, 10.12.2014), bedeutete das für unser Kölner Büro einen der schönsten Momente des Jahres.

Da wir uns täglich durch den Dreck der deutschen Arbeitswelt wühlen, gehören herbe Niederlagen zu unserem Tagesgeschäft. Hier war auch mal ein klarer Sieg gegen einen bedeutenden Kontrahenten zu vermelden.

Doch eine Schlacht zu gewinnen, ist etwas anderes, als den Krieg. Besonders wenn die Kräfte asymetrisch verteilt sind und es gegen einen berüchtigten Union Buster (Was ist das?) wie UPS geht.

Kampf um leidensgerechten Arbeitsplatz

Jetzt schlägt die Geschäftsleitung zurück. Offensichtlich setzen interne Stabsstellen auf die Zermürbung des Mechanikers und bekanntesten Gewerkschafters in Langenhagen. Fritz W. setzt Paketwagen instand, aber er hat gesundheitliche Probleme, denen jeder verantwortungsvolle Arbeitgeber durch einen angemessenen Arbeitsplatz entgegenkommen würde. Doch obwohl bereits 2012 ein Grad der Behinderung von 30% festgestellt wurde, verweigert UPS Fritz W. einen leidensgerechten Arbeitsplatz. Dagegen reichte er am 29. Februar 2016 Klage beim Arbeitsgericht Hannover ein.


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Nun findet die Güteverhandlung statt. Wir fordern dazu auf, Fritz W. im Gerichtssaal zu unterstützen und UPS zu zeigen, dass wir den braunen Paketriesen und seine aalglatten, von Gewissensbissen weitgehend befreiten Manager noch auf dem Zettel haben!

Hände weg von Fritz!

Angst vor Öffentlichkeit

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UPS hat 2007 mit dem Gesamtbetriebsrat zwar eine „Rahmenvereinbarung über betriebliche Prävention“ – in der Praxis legt man es aber eher darauf an, unseren Kollegen Fritz über seine körperlichen Einschränkungen in in den Zusammenbruch zu treiben (Foto: J. Reisner, gemeinfrei)

UPS knickte 2014 ein, weil es bundesweit Solidarität für Fritz W. und die BR-Liste „Frischer Wind“ gab, die zu öffentlicher Aufmerksamkeit führte. So tauchte ein Kamerateam des Regisseurs Frank Gutermuth im Auftrag des WDR in Neuss auf (Die story im Ersten, ARD 20. Juli 2015). Der größte private Paketdienst der Welt wurde nervös, vermutlich auch wegen der vielen Leichen im UPS-Keller, die zu nachhaltigen Image-Problemen führen könnten. (1)

Unannehmbare Einsatzorte & Schikanen

Seit 01.02.2016 muss Fritz, laut Klageschrift seiner Rechtsanwältin Bärbel Hirsch, sogar eine Tätigkeit ausüben, die seine angeschlagene Gesundheit weiter ruinieren könnte. Seine Bewerbung auf eine intern ausgeschriebene, leidensgerechte Stelle wurde kaltschnäuzig abgelehnt. Das Management besetzte sie mit jemandem, der keinen Grad der Behinderung hatte. Es ist derzeit unklar, ob die Schwerbehindertenvertretung und der amtierende Betriebsrat ordentlich beteiligt wurden. (Der BR ist in seiner derzeitigen Besetzung ohnehin nicht ernst zu nehmen. Den Vorsitz führt der 2014 unter dubiosen Umständen gewählte Ralf Heckler.)

Wortbruch nach Mediation

Fritz W. berichtet außerdem von ständigen Kontrollen und aufgezwungenen Gesprächen aufgrund haltloser Vorwürfe (angebliches Fehlverhalten etc.). UPS wurde zudem wortbrüchig und setzte Maßnahmen nicht um, die man in einer Mediation offiziell zugesagt hatte. Damals fand eine Gesprächsrunde statt, die vom Landessozialpfarrer der evangelischen Landeskirche, Michael Klatt, moderiert wurde. Neben Fritz W. nahmen teil: ein Gewerkschaftsvertreter, die Geschäftsleitung und der fehlerhaft gewählte Betriebsrat. Die Ergebnisse sind in einem Protokoll festgehalten. UPS behauptet allen Ernstes: Angeblich seien die Arbeiten nicht planbar. (Hier ist Fritz in einem Video des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt zu sehen, als er noch glaubte, UPS würde sich an die gemachten Absprachen halten.)

Ungereimtheiten bei Betriebsratswahl

Fritz W. hat eigentlich alles richtig gemacht. Als er im Jahr 2014 am UPS-Standort in Langenhagen bei Hannover (rund 700 Beschäftigte) im Vorfeld der Betriebsratswahl als Mitglied der ver.di-nahen Betriebsratsliste „Frischer Wind“ unter Beschuss geriet, organisierte er Solidarität. Etliche Prominente und diverse Organisationen (von der US-Gewerkschaft Teamsters zum Zentralrat der Muslime) bekundeten seinerzeit ihre Unterstützung für den KfZ-Mechaniker und die Liste „Frischer Wind“ (arbeitsunrecht.de, 21.11.2016) .

Im November 2015 erklärte das Arbeitsgericht Hannover die 2014 durchgeführte Betriebsratswahl bei UPS für ungültig ( UPS: Gericht erklärt Wahl für nichtig“, HAZ, 4.12.2015). Obwohl rund 70% der Beschäftigten einen Migrationshintergrund haben, gab es nur Wahlaushänge in deutscher Sprache.

Es gab weitere Ungereimtheiten bei der Vorbereitung der Wahl, die eine genauere Untersuchung durch eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht erfordern würden. Leider existiert eine solche Einrichtung weder in Niedersachsen noch im Rest der Republik. Unternehmer können auch bei schweren Angriffen auf Mitbestimmung und Koalitionsfreiheit mit Straflosigkeit rechnen; daher werden sie immer dreister.

Fritz W. wurde damals, nach dem klassischen Schema des Union Busting (Was ist das?), mit konstruierten Abmahnungen und Kündigungen überzogen. Zwei dieser Abmahnungen waren schon im November 2014 per Gerichtsentscheid wieder aus der Personalakte entfernt worden. Im Dezember 2014 setzte Fritz W. dann vor dem Arbeitsgericht Neuss per Kündigungsschutzklage auch seine Weiterbeschäftigung  bei UPS Langenhagen durch (siehe UPS: Fritz W. siegt in Langenhagen).

Fortgesetzter Rechtsnihilismus

Neuwahlen wird es indes bei UPS in Langenhagen so schnell nicht geben. Sowohl UPS als auch der oben erwähnte Stroh-Betriebsrat Ralf Heckler haben Berufung gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Hannover eingelegt. Das Mandat für juristische Winkelzüge und Wahrung äußerlicher Rechtsförmigkeit hat Thilo Mahnhold (Kanzlei Justem), der bereits in früheren Verfahren auf UPS-Seite auftauchte.

von Jessica Reisner & Elmar Wigand


Anmerkungen

(1) UPS ist nicht nur als notorischer Union Buster bekannt (Was ist das?), seine Management-Struktur weist auch frappierende Ähnlichkeiten mit Scientology auf.

Links

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2 Kommentare

  1. Ich arbeite nun seit mehr als 10 Jahren bei UPS, erst seit letztem Jahr habe ich meinen Eltern erzählt was ich da täglich erlebe, von Beleidigungen bis zum Terror von den Vorgesetzten ( … wir werden Euch durch Fremdfirmen und Zeitarbeiter ersetzen, die werden schon Spuren … ).

    Meine Mutter meinte spontan “ … wie kannst du in so einem feindlichen Arbeitsumfeld täglich arbeiten …“ !!!

    Sie hatte recht …. ich sehe mich nun nach einem adäquaten Arbeitsplatz um !!!

    Blöd von mir dass ich das nicht FRÜHER gesehen habe, habe somit die „besten Jahre“ meines Lebens bei UPS verschwendet.

    Blöd das sich so gut wie keiner aus dem Management an dem UPS Policy Book hält, die Ideen darin sind sehr gut, zufriedene Mitarbeiter sind das Fundament für Erfolg, zu Erreichen durch Wertschätzung und Akzeptanz … doch leider gilt das HEUTE nicht mehr für das UPS Management !!!

    Ob das in der USA auch so knallhart und Menschenverachtend läut ?

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