GDL-Kundgebung in Köln

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Bahn-Beschäftigte demonstrieren am 3. Streiktag Entschlossenheit | Medienmeute blamiert sich | Inszeniert RTL bestellte Stichwortgeber?

GDL-Gewerkschafter_innen protestieren in Köln für erträgliche Arbeitsbedingungen und Streikrecht.
GDL-Gewerkschafter_innen protestieren in Köln für erträgliche Arbeitsbedingungen und Streikrecht.

Zwischen 300 und 500 GDL-Gewerkschafter_innen und Unterstützer versammelten sich am 6. Mai 2015 auf dem Bahnhofsvorplatz am Kölner Dom. Alle Kameras der stark vertretenen TV-  und Print-Medien waren auf den Auftritt von Gewerkschafts-„Dämon“ Claus Weselsky gerichtet.

Die GDL-Funktionäre rückten die durchsichtige Strategie der bundeseigenen Deutsche Bahn AG ins Zentrum:

  • Die Verhandlungen zum Scheitern bringen,
  • GDL die Verantwortung zuschieben,
  • Konflikt personalisieren, GDL-Chef dämonisieren
  • Fahrgäste und Bürger aufhetzen,
  • Gesetzesänderungen durchpeitschen.

Der dahinter stehenden PR-Strategie (siehe Beitrag von Werner Rügemer) folgen die meisten Mainstreammedien derzeit weitgehend. (Erschreckende Beispiele aus der Berichterstattung von BILD, focus und spiegel-online finden sich heute wieder in den Hinweisen der nachdenkseiten.)


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Mainstream-Medien inszenieren Stichwortgeber für ihr Feindbild

Die Stimmung der Beschäftigten war kampfeslustig und optimistisch. Offenbar hat der heftige Gegenwind aus den Medien die Beschäftigten der Bahn in ihrer Streikbereitschaft eher bestärkt.

Maul aufreißen und das erzählen, was die Kameras hören wollen. Ein "empörter Bürger" holt sich seine 15 Sekunden Ruhm ab. Ob er dafür auch Geld bekommen hat?
Maul aufreißen und das erzählen, was die Kamerateams hören wollen. Ein „empörter Bürger“ darf ins Fernsehen. Ob er dafür auch Geld bekommen hat?

Die „Qualitätsmedien“ stehen ohnehin nicht hoch im Kurs bei der arbeitenden Bevölkerung und hier in Köln konnte man weiteres Anschauungsmaterial zu ihrer Arbeitsweise gewinnen. Genau drei Störer und Querulanten riefen während der Reden ständig dazwischen. Penetrant, dumm, von billigen Ressentiments getragen, den BILD-Stuss wiederkäuend.

Einer von ihnen wurde so unverhohlen von einem Kamera-Team um RTL-Explosiv-Reporter Alf Porada in Szene gesetzt, dass viele Zeugen mutmaßten, er sei gegen ein entsprechendes Handgeld gekauft und instruiert worden (Zur Aufklärung über diesen Journalisten hier ein anderes Meisterwerk aus Poradas Schaffen).

Dass es für ähnliche Vorgänge – also bestellte Darsteller als Interviewpartner – durchaus reale Beispiele gibt, zeigt ein Blick zu Pegida nach Dresden. Dort wurde im letzten Jahr ein Pegida-Darsteller auffällig, der von RTL bezahlt wurde (FAZ vom 21.12.2014). Auffällig an der monotonen Anti-Streik-Berichterstattung der Presse ist auch die stereotype Einblendung von empörten Bürgern in TV-Beiträgen der Nachrichtenmagazine.

Wie heißt der Fotograf in der Mitte? Er wurde handgreiflich, wollte seinen Namen nicht nennen und gab BILD als Auftraggeber an.
Wie heißt der Fotograf in der Mitte? Er wurde ausfallend, wollte seinen Namen nicht nennen und gab BILD als Auftraggeber an. Der Sonnenbank-gebräunte Mann links ist RTL-Reporter Ulrich Klose.

Ein Fotograf, der sich als BILD-Mitarbeiter zu erkennen gab, wurde ausfallend, als Demonstranten dem mutmaßlich bezahlten Störer, den der BILD-Mann fotografieren wollte, Eselsohren hinter die schwarz-rot-gold-beflaggte Baseball-Kappe hielten: „Sie behindern mich bei meiner Arbeit.“ Es entwickelte sich eine kleine Rangelei, was wiederum das RTL-Team um Alf Porada begeisterte. Solche Bilder hätten sie wohl gern gehabt: Aufgebrachte GDL-Terroristen lynchen braven Bürger und demokratischen Fotoreporter.

Kita-Streik und Solidarität der Linken

Alf Porada - ein Name den man sich merken muss. Allerdings nicht im Hinblick auf seriösen Journalismus. Er arbeitet für RTL-Explosiv.
Alf Porada – ein Name den man sich merken muss. Allerdings nicht im Hinblick auf seriösen Journalismus. Er arbeitet für RTL-Explosiv.

Doch dazu kam es nicht. Als Claus Weselsky die Bühne verließ, schwirrte mit ihm der Großteil der Medienmeute von dannen. Der einsame Protest-Simulant war für sie plötzlich so uninteressant geworden wie  die restlichen Redner. Immerhin kündigte der Beamtenbund, in dem die GDL organisiert ist, noch an, dass er sich auch am kommenden Streik von Kita-Beschäftigen beteiligen werde. Auch die neu gegründete Gewerkschaft für Bus- und Straßenbahnfahrer Nah VG stellte sich in Person ihres Vorsitzenden Axel Schad vor. Die Kameras aber jagten Weselsky.

Obwohl die GDL sich als überparteilich versteht und sämtliche Parteien des NRW-Landtags angefragt hatte, so berichtete der NRW-Bezirksvorsitzende der GDL Sven Schmitte, kam einzig eine Vertreterin der Partei Die Linke, Özlem Demirel, um Solidarität zu bekunden. Das machte sie gut und erhielt entsprechenden Applaus. Besonders enttäuscht zeigte sich Schmitte über das arrogante Verhalten des Kölner NRW-Landtagsabgeordneten Arndt Klocke (Die Grünen, hier ein Tweet des „alternativen“ Verkehrsexperten).


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1 Kommentar

  1. Nachtrag: Ein Leser informierte uns über den möglichen Zusammenhang zwischen BILD-Fotografen, RTL-Kamerateam und jenem Störer mit Baseball-Kappe, dessen Auftauchen für die Kameras wie gerufen schein:

    Der respektlose Fotograf, der “Buh-Rufer” im grauen Shirt und Ulrich Klose habe ich danach zwei mal gemeinsam zusammen gesehen. Ich denke all dies stinkt zum Himmel.

    Apropos RTL-Reporter Ulrich Klose: Dieser machte bereits im Irak-Krieg 2003 als eingebetteter Journalist (embedded journalist) der US-Invasion von sich reden, wie Spiegel-online damals berichtete: TV-Reporter im Kriegseinsatz: Spanner sind immer die anderen, Henryk M. Broder, SPON 26.3.2003.

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