Botanischer Garten Berlin: Die Idylle trügt

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Freie Universität Berlin verantwortlich für Lohndumping und Tarifbruch durch Auslagerung an Tochterfirma

von S. Bayram

Im Jahre 1909 war der Botanische Garten noch Königlich und lag in Dahlem bei Berlin.
Im Jahre 1909 war der Botanische Garten noch königlich und Dahlem lag bei Berlin.

Ein Beschäftigter des Besucherservices im Botanischen Garten Berlin, dessen Monatslohn derzeit bei 1.297,- Euro brutto liegt, klagt vor dem Arbeitsgericht in Berlin. Der Familienvater gibt an, dass ihm sowie 27 weiteren Kolleginnen und Kollegen seit knapp 6 Jahren ein tariflich zugesicherter Überstundenzuschlag von 20 Prozent vorenthalten worden sei. Gleichzeitig wurden offenbar Überstunden in erheblichem Umfang angeordnet.

In einer öffentlichen Güteverhandlung  werden die Verantwortlichen des Botanischen Gartens sich dem Vorwurf stellen müssen, warum sie seit 2010 gegen die Überstundenregelung des geltenden Rahmentarifvertrags mit der IG BAU verstoßen. Wir sind der Auffassung: Hier wird wissentlich und willkürlich Rechtsbruch betrieben.

Treffpunkt: Vor dem Arbeitsgericht, Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin
Zeit: 28. August 2015 um 9:15 Uhr | Prozessbeginn: 9:45 in Raum 505


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Hintergründe: Kostensenkung durch „Betriebsgesellschaft“

Nach einer drastischen Mittelkürzung durch den Senat von Berlin im Jahr 2003 wurde die Existenz des Botanischen Gartens in Frage gestellt. Der Protest von 80 000 Berlinerinnen und Berlinern konnte die drohende Schließung des größten Botanischen Gartens der Bundesrepublik damals abwenden.

Seit dem 1. April 2007 ist eine Betriebsgesellschaft für die gärtnerische, technische und infrastrukturelle Bewirtschaftung der Zentraleinrichtung zuständig. Sie trägt den aufgeblasenen Namen „Betriebsgesellschaft für die Zentraleinrichtung Botanischer Garten und Botanisches Museum“ (BG BGBM) und ist ein 100prozentiges Tochterunternehmern der Freien Universität Berlin. Mit ihrer Gründung wurde die Belegschaft in eine Zweiklassengesellschaft gespalten.

Die Beschäftigten der BG BGBM arbeiten Seite an Seite mit ihren Kolleginnen und Kollegen des Mutterbetriebes FU und erhalten bis zu 86 Prozent weniger Lohn. Die Mittelkürzungen des Senats werden vom Kanzler der Freien Universität Peter Lange ohne Rücksicht auf Verluste auf die Beschäftigten des Botanischen Gartens durchgereicht. Mit der Konsequenz, dass die einfachsten betriebsverfassungsrechtlichen und tarifvertraglichen Grundsätze nicht eingehalten werden können.

Diese Personalpolitik ist eine Schande und einer Universität nicht würdig. Dieses Missmanagement muss ein Ende haben. Es darf nicht länger auf dem Rücken hart arbeitender Beschäftigter der Universität gespart werden!

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Weitere Infos:

Kontakt: Berliner Initiative gegen Arbeitsunrecht | arbeitsunrecht_berlin@web.de


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