Burger King: Franchise-Nehmer heuern Betriebratsfresser Naujoks an

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Treibt sie Arroganz, Verzweiflung oder Fehleinschätzung?

Burger_King_irgendwoDie Burger King Filialbesitzer Ergün Yildiz und Alexander Kolobov haben laut übereinstimmenden Berichten von Kölner Stadt-Anzeiger und NGG-Gewerkschaftern jetzt den Union Buster Helmut Naujoks engagiert. Im Frühjahr 2013 hatte ihr Konsortium 91 Burger-King-Filialen von der Burger King Worldwide AG gekauft. Kurz danach berichteten Betriebsräte und Gewerkschafter in Dortmund von Schikanen und Repressalien (siehe unser Beitrag vom Mai 2013). Jetzt schalten Yildiz und Kolobov offenbar einen weiteren Gang hoch. Für die Beschäftigten der betroffenen 91 Filialen muss daher Alarm-Stufe rot gelten. Diese befinden sich laut Recherche der Frankfurter Rundschau vornehmlich im Westen und Süd-Westen der Republik (Siehe Liste der betroffenen Burger-King Filialen, pdf). Beruhigend ist lediglich folgender Gedanke: Schlimmer geht nimmer.

Der Rambo unter den Arbeitgeber-Anwälten

Zu Naujoks‘ Methoden, einzelne Betriebratsmitglieder aus dem Betrieb zu entfernen oder ganze Betriebsratsgremien zu demontieren, gehören Abmahnungswellen, Kündigungswellen (d.h. mehrere fristlose Kündigungen gegen eine Person aus verschiedenen Gründen), offene und verdeckte Bespitzelung, Hausverbote gegen Gewerkschaftssekretäre und Betriebsräte, Verhinderung und Abmahnung von Presseberichterstattung, Gründung und Coaching von Anti-Betriebsrats-Initiativen, Spaltung und Polarisierung der Belegschaft. Zur Methode Naujoks gehört auch ein juristisches Sperrfeuer aus unsubstantiierten Abmahnungen, Kündigungen und Anzeigen gegen Einzelne. Das vorrangige Ziel ist nicht ein Sieg vor Gericht, sondern maximale Zermürbung der Gegner. Man könnte auch von juristischem Stalking und institutionellem Rechtsmissbrauch sprechen. Nebeneffekt: Überlastung von Gerichten, hohe Kosten für Auftraggeber, Opfer und Prozesshilfe-Kassen. Kollateralschaden: Zerstörtes Betriebsklima.

Die Folgen sind für die einzelnen Betroffenen oft verheerend. Viele erlitten seelische und körperliche Schäden, Familien und Biografien zerbrachen.

Schleifspur durch den Mittelstand

Der Rechtsanwalt Helmut Naujoks zieht seit etwa 2001 eine Spur der Verwüstung durch die Republik, meist durch die Landschaft mittelständischer Betriebe. Er hat nach unseren Recherchen und Presseberichten bislang Betriebratsmitglieder in folgenden Unternehmen bekämpft:


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Volksbank Ludwigsburg, BTE-Biegetechnik-Engeneering, Kabel BW, Klüh (Sub-Unternehmer von Air Berlin am Flughafen Düsseldorf), Josef Weiss Plastic GmbH, Plattenhard, Doppstadt, Textilveredelung Dreiländereck (DLE), Saxas, Nocado, Cornelius Schuler Gmbh (Caterer im Berliner Zoo), HatiCon GmbH (Solar-Hersteller).

Dabei handelt es sich nur um die Spitze eines schmutzigen Eisbergs, Naujoks arbeitet auch als Berater, muss also nicht selbst in Erscheinung treten. Die juristische Umsetzung seiner Ratschläge kann auch durch hausinterne oder angestammte Juristen geschehen.

Nicht zu tolerieren

Die Union Busting Methoden, die von Helmut Naujoks dreist in Talkshows beworben werden (Maischberger, Plasberg, Anne Will etc.), sind für eine demokratische Zivilgesellschaft nicht hinnehmbar. Sie zerstören das Ansehen des Rechtsstaates, zumal Staatsanwaltschaften aufreizend untätig bei der Verfolgung von Verstößen gegen den §119 des  Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) sind, der die Verhinderung von Betriebsratswahlen oder die Behinderung von Betriebsratsarbeit unter Strafe stellt.

Naujoks Methoden werden längst auch von anderen Anwaltskanzleien und Beratern angewandt. Dies geschieht meist dezenter und weniger explizit, was möglicherweise sogar effektiver ist.

Größter Mitbewerber auf dem Feld der Hardcore Union Buster ist die Kanzlei Schreiner + Partner mit Sitz in Attendorn. Ein weiterer schillernder Beratungskonzern in diesem Markt-Segment ist BWR!media aus Bonn.

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Mehr lesen:

Burger-King + Franchise: Fressen und gefressen werden – arbeitsunrecht.de vom 10. Mai 2013.

Über die Methode Naujoks: Günter Wallraff: Aus der schönen neuen Welt – Expeditionen in Landesinnere, Köln 2009, Seiten 269 – 294.


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10 Kommentare

  1. Der Kündigungsschutz hat keinen Wert, wenn Leute wie er, ihn so leicht aushebeln und Menschen damit vernichten kann…

  2. Naujoks hat seit 2006 mit seinen ungerechtfertigten fristlosen Kündigungen mein Leben mit systematischen Mobbing und Stalking zerstört. Seinen Auftrag hat er von meinem Arbeitgeber bekommen. In unserem Betrieb gab es und gibt es keinen Betriebsrat, deshalb hat er mich Frontal angegriffen ohne rechtliche Grundlage. Die Straftatbestände wie Diebstahl, Spesenbetrug undUrkundenfälschung hat er sich selber konstruiert und mich damit in den Ruin geklagt.

  3. Was müssen Ergün Yildiz und Alexander Kolobov für Menschen sein?

    Ich würde sagen krank melden, einen eigenen Laden aufmachen und sich das nicht mehr antun. Schlimmer kann es ja nicht werden. Wehr euch!!!

  4. Als Verbraucher hat man es auch immer schwerer. Da wird es endlich Zeit für eine passende App, die mich z. B. bei Betreten einer Yildiz/Kolobov Burgerbrennerei laut und deutlich warnt.

  5. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht! Das mussten auch schon ähnlich strukturierte Kleinkriminelle erfahren. Ich denke da z.B. an von Gravenreuth.

    Oder ein Betroffener hat die Schnauze voll und nimmt die Sache womöglich selbst in die Hand…

  6. Anwälte können sich eine Menge erlauben, bevor was passiert, siehe Gravenreuth. Es ist keine Straftat, Leute mit sinnlosen Prozessen einzudecken. Ich denke, N. selbst macht keine Straftat.
    Ausserdem, soweit ich die Methode verstanden habe, würden eher die Mandanten sich strafbar machen, wenn sie z.B. einem BR fälschlicherweise was in die Schuhe schieben um einen Kündigungsgrund zu haben. N. wird aber sowas ganz sicher niemals direkt (und beweisbar im Einzelfall) empfehlen.

    Ich vermute allerdings, dass sich Firmen, die nach der Methode N. arbeiten, sich finanziell sehr belasten: Mitarbeiter fallen aus, die Firmenleitung muss sich auf Prozesse statt aufs Kerngeschäft konzentrieren, die Anwälte wollen Geld, und wenn der Druck irgendwann erfolgreich ist, dann sind hohe Abfindungen zu zahlen. Neue Mitarbeiter müssen eingestellt und eingearbeitet werden. Kunden wandern aufgrund der schlechten Presse ab.

    Was bei N zu tun wäre (falls es nicht schon ist), ist feste Teams bei den Gewerkschaften zu haben denen seine Strategie bekannt ist, um die künftige Opfer aufzuklären und zielgerichtet zu unterstützen.

    • Das ist in der Tat erstaunlich: Es ist ja nicht so, dass wir bei den Gewerschaften wie in diesem Fall bei der NGG keine fähigen Juristen hätten …

    • Der „Herr“ Naujoks ist ja nicht doof. Er wendet sein „Recht“ im (äußersten) Rahmen dessen an, was man noch als zulässig verkaufen kann. Was soll denn dieser arme Rechtsverdreher machen, wenn der Arbeitgeber täglich mehrere arbeitsrechtliche Verstöße bei einem Arbeitnehmer feststellt? Dann kann er doch nur reihenweise Abmahnungen schreiben. Nicht alles was morslisch verwerflich ist, ist auch strafrechtlich zu fassen.

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