Schwarzer Freitag für Deliveroo: Aktionsideen

0
1884

Der Fahrrad-Kurierdienst steht auf wackligen Beinen: Restaurants und Kunden können zur Konkurrenz wechseln

Die Arroganz, mit der Deliveroo gegenüber seinen scheinselbständigen Fahrer_innen auftritt, steht in keinem Verhältnis zur heiklen Lage, in der sich das Unternehmen tatsächlich befindet. Deliveroo hinkt weit hinter dem Marktführer Foodora (Delivery Hero AG) zurück. Mit Lieferando aus den Niederlanden wächst eine Konkurrenz heran, die Fahrer_innen mit wesentlich besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen (E-Bikes) lockt.

Deliveroo ist von drei Seiten mit wenig Aufwand angreifbar:

  • Restaurantbesitzer sollten freundlich aufgefordert werden, ihre Geschäftsbeziehungen zu überdenken. Die aktion ./. arbeitsunrecht bereitet einen Info-Flyer vor, der an Restaurant-Bedienstete verteilt werden kann. Persönliche Gespräche und Telefonanrufe sollten hinzu kommen. Zudem wollen wir möglichst alle 2.031 Deliveroo-Restaurants in Deutschland per Brief anschreiben. Dafür brauchen wir jedoch Spenden! Hier findet sich das Verzeichnis der Deliveroo-Vertrags-Restaurants: https://deliveroo.de/de/sitemap Unten sind drei Argumente für eine Beendigung der Geschäftsbeziehungen dargestellt.
  • Kunden können ihr Essen woanders bestellen. Hierfür gilt es das Markenimage anzugreifen und öffentlichkeitswirksame Aktionen zu machen. Wir werden einen Flyer an Kunden als download per pdf bereit stellen.
  • Deliveroo-Rider sollten sich organisieren. Darauf müssen wir nicht warten, das lässt sich befördern: Bestellt Essen bei Deliveroo, gebt gutes Trinkgeld, redet mit den Fahrer_innen, gebt ihnen Flyer mit Kontaktadressen! Noch besser: Melde Dich selbst als Fahrer_in an und mach die Deliveroo-Experience! Hier bewerben: https://deliveroo.de/de/apply

Material: Flugblätter + Banner

  • DIN A4 Flugblatt für Deliveroo-Kunden + PassantInnen, schwarz-weiss, Vorderseite (Bild) .pdf | .doc (zum selber Verändern und Anpassen) | Rückseite (Text) .pdf | .doc (zum selber Verändern und Anpassen) Neu!
  • Mobi-Flyer DIN A6, schwarz-weiss doppelseitig. Vorderseite .pdf | Rückseite zum selbst verändern .doc Neu!
  • Website-Banner Shame on you Deliveroo, Friday the 13th, April 2018 (620×800 pxl) deutsch .jpg
  • Facebook-Banner Shame on you Deliveroo, Friday the 13th, April 2018 (828×315 pxl) deutsch .jpg
  • Twitter-Banner Shame on you Deliveroo, (1200 x 337 pxl) deutsch .jpg

Bilder und Aktionsideen

  • Krank zur Arbeit: Radfahrer_innen, die mit blutigen Kopfverbänden und Drainagen Pizza-Kartons umher fahren.
  • Lohnsklaverei 4.0. Eine Deliveroo-Rikscha, in der die Kapitalisten Chrobog und Shu sitzen, wird von angeketteten Deliveroo-Fahrern gezogen. Chrobog und Shu treiben die Lohnsklaven mit Megafon und Peitsche an.
  • Schnitzel-Jagd / Alleycat / Deliveroo-Rallye: Wir fahren mit dem Rad üble Deliveroo-Restaurants ab, die Fahrer und/oder Bedienstete schlecht behandeln.
  • Anti-Olympiade: Gegen die ständige Beschleunigung hilft ein Wettbewerb im Langsamfahren ohne Umzufallen. Oder mal ein Pizza-Pasta-Wettessen anstatt immer nur für andere Essen liefern zu müssen.
  • Deliveroo-Aufkleber auf Restaurants könnten verschönert und mit Kommentaren ergänzt werden (natürlich nur mit abwaschbaren Farben oder leicht entfernbaren Post-its)
  • Besuch in Deliveroo-Büros. Skurrilerweise sind die Standorte der Deliveroo-Büros in einzelnen Großstädten nicht öffentlich einsehbar. Man findet sie nur, durch eine Bewerbung als Deliveroo-Fahrer in der jeweiligen Stadt: https://deliveroo.de/de/apply

Was kann ich am Schwarzen Freitag tun, wenn es in meiner Stadt kein Deliveroo gibt?

  • Ruf-Korrektur im Internet. Rücken wir den Ruf von Deliveroo auf Facebook, Kununu und anderen Portalen durch Kommentare zurecht!
  • Aktion vor NORDSEE Fischrestaurant (Nordsee ist ein Deliveroo-Vertragspartner und hat sich Lohndumping und Betriebsratsbehinderung hervor getan).

Drei Argumente, warum Restaurants nicht von Deliveroo ausliefern lassen sollten:

  • Kranke Fahrer_innen: Durch Scheinselbständigkeit sind die Fahrer gezwungen, notfalls auch krank auszuliefern, um die Miete zusammen zu bekommen. Denn sie werden nicht nach Stunde sondern nach Lieferung bezahlt. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es nicht Aber wer will es riskieren, Essen von Grippekranken geliefert zu bekommen? Außerdem: Viele Fahrer_innen sind überhaupt nicht versichert, keine Unfallversicherung oder Berufshaftpflicht. Sie spielen mit ihrer Gesundheit und der anderer Verkehrsteilnehmer. Die Bezahlung pro Fahrt verleitet sie zu riskantem Fahren.
  • Deliveroo verbrennt momentan Geld, um den Markt zu erobern. Deliveroo muss unweigerlich auch gegenüber Restaurants die Schraube anziehen, wenn das Unternehmen endlich Gewinne machen soll. Bislang nimmt Deliveroo 25% des Bestellwerts als Gebühr und ist damit günstiger als die Konkurrenz, die zumeist 30% nimmt. Diese Marge wird steigen, ebenso wird Deliveroo anfangen, den Restaurants Vorschriften und Vorgaben zu machen.
  • Der schlechte Ruf, den Deliveroo durch Union Busting und Ausbeutung in der Öffentlichkeit bekommen wird, droht auch auf die Deliveroo-Vertrags-Restaurant abzufärben. Wollen Sie das wirklich, Herr Geschäftsführer (Frau Geschäftsführerin)?

Drei Argumente, warum Kunden nicht bei Deliveroo bestellen sollten:

  • Wollen Sie den Grippe-Virus gratis ins Haus geliefert bekommen? Falls nicht, dann sollten sie einen Kurierdienst wählen, der den Fahrer_innen ihren Lohn – wie es das Gesetz vorschreibt – im Krankheitsfall weiter zahlt. Deliveroo bezahlt seine Fahrer nicht pro Stunde, sondern pro erfolgreicher Auslieferung. Wenn die Fahrer krank sind, gucken sie in die Röhre. Viele werden dazu verleitet, trotz Krankheit auszuliefern.
  • Das Deliveroo-Geschäftsmodell ist sozialschädlich. Die massenhafte Beschäftigung von Scheinselbständigen führt unweigerlich in die Altersarmut und Sozialhilfe. Denn die wenigsten Fahrer_innen dürften es sich leisten können, ordentliche Kranken- und Renten-Versicherungen sowie Berufshaftpfllicht abzuschließen. Am Ende zahlt der Staat, also Sie als Steuerzahler_in.
  • Die systematische Scheinselbständigkeit ist undemokratisch und gewerkschaftsfeindlich. Deliveroo steht auf dem Standpunkt, dass die Fahrer_innen keine Angestellten sind, also auch keinen Betriebsrat wählen könnnen. Durch die Scheinselbständigkeit versucht Deliveroo demokratische Grundregeln wie die betriebliche Mitbestimmung zu sabotieren.
  • Wollen Sie demnächst auch so arbeiten? Deliveroo ist ein Laboratorium für Arbeit und Ausbeutung in der Dienstleistungshölle 4.0. Wenn sich solch perverse Arbeitsmodelle gesellschaftlich durchsetzen, arbeiten bald alle kommenden Generationen so. Das gilt es jetzt zu stoppen!

Hintergrund: Es kann nur einen geben

Foodora, Deliveroo und Lieferando sind in ein tödlichen Kampf verwickelt, der – laut Wirtschaftspresse – so lange gehen muss, bis nur einer übrig bleibt. Momentan macht keines der drei Unternehmen Gewinne; alle verbrennen Risiko-Kapital aggressiver Finanz-Investoren. Erst wenn die Konkurrenz ausgeschaltet ist, kann das Geschäftsmodell erfolgreich sein – ähnlich wie bei Fernbussen, wo Flixbus am Ende übrig blieb.

Warum verbrennen aggressive Finanz-Investoren ihr Geld in diesem Unternehmen?

Deliveroo macht zwar Verlust. Das Bestellen und Ausliefern ist allerdings ein wertvolles Experimentierfeld – einerseits für Arbeitsorganisation (Dienstleistung 4.0) und zugleich für das Abschöpfen und Verwerten kundenbezogener Daten. Es geht darum, Essgewohnheiten zu erfassen und diese irgendwann beeinflussen zu können, etwa durch das Setzen von Trends oder besondere Promotion-Aktionen (Coca-Cola gratis dazu etc.).


Aus erster Hand informiert sein? Profis lesen Emails.
Jetzt den kostenlosen Email-Newsletter der aktion ./. arbeitsunrecht ► bestellen

Die Fahrer_innen werden mittels Smartphones, Apps und Algorhythmen als Einzelkämpfer in ständiger Konkurrenz gegeneinander gehetzt. Ihre Leistung wird per Totalüberwachung genau gemessen, verglichen, bewertet und gerankt. Am Anfang geht das Unternehmen dabei zunächst ganz sanft und freundlich vor. Wenn die Stunde schlägt, in der die Investoren ihren Return on Investment einfordern, wird die Schraube brutal angezogen werden müssen. Dann beginnt ein Rattenrennen um die besten Start-Plätze, um die lukrativsten Touren, um Boni und Rankings.


Schön, dass Sie da sind!

Der Verein aktion ./. arbeitsunrecht e.V. stellt alle Inhalte kostenfrei und ohne Werbung zur Verfügung. Wir sind unabhängig von Stiftungen, Parteien, Gewerkschaften und staatlicher Förderung. Helfen Sie uns dabei, sorgenfrei über die Runden zu kommen!
Damit wir auch in Zukunft unbequeme Nachrichten verbreiten können: Bitte spenden Sie! !
Vorheriger ArtikelLeiharbeit: Wegweisendes Urteil gegen Umgehung von equal pay
Nächster ArtikelGrippe-Viren mit der Essenslieferung? Deliveroo meiden!