Verdi-Aktivisten unzufrieden mit Tarifabschluss. Aktionstag Einzelhandel in Planung

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Einzelhandelstarif Berlin-Brandenburg 2019: Kein Kampf => schlechter Abschluss => Reallohnverlust

Wir dokumentieren eine Stellungnahme des „Netzwerks für eine kämpferische und demokratische verdi“ zum Tarifabschluss Einzelhandel in Berlin-Brandenburg 2019:

Beschäftigte müssen jetzt aktiv werden, um kampfloses Verhandlungsergebnis nicht kritiklos hinzunehmen!

Nachdem die Tarifrunde für die 141.000 Kolleg*innen des Einzelhandels in Berlin-Brandenburg erst am 1. Juli 2019 offiziell begann, wurde am 5. Juli schon das Verhandlungsergebnis verkündet. Ohne jegliche Arbeitskampfmaßnahmen und Warnstreiks wurde das Ergebnis der Verhandlungen aus NRW für die Region Berlin-Brandenburg übernommen. Dabei steht sogar in NRW der Tarifvertrag erst nach der Zustimmung der großen Tarifkommission, die am 11. Juli 2019 tagt.
 
Wie in NRW und mittlerweile auch Hamburg, wo ebenfalls die Regelungen übernommen wurden, sind diese meilenweit von den beschlossenen Forderungen entfernt. Dabei kommt in Berlin noch hinzu, dass eigentlich eine Laufzeit von zehn Monaten beschlossen wurde und eine Arbeitszeitangleichung auf 37 Stunden für alle Kolleg*innen. Davon aber kein Wort im Ergebnis!
 
Genauso wenig von der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, die jetzt wieder unter den Tisch fällt. Dabei würde gerade das den Kolleg*innen bei Karstadt, real und Co. helfen, wieder einen richtigen Tarifvertrag zu haben, der mit ver.di und nicht den unternehmernahen Gewerkschaften wie DHV ausgehandelt wird.
Info für Beschäftigte im Einzelhandel: Am 13. Dezember 2019 gibt es einen Schwarzen #FREITAG13 mit Themenschwerpunkt Einzelhandel. Das Wochende vor dem 3. Advent gilt umsatzstärkste Zeit des Jahres. Wir freuen uns über Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen aus dem Einzelhandel, die schon jetzt in die Planung einsteigen wollen. Nehmt Kontakt auf! (Bild: Wolf-Dieter, wikicommons, CC-BY-SA 3.0)

Potential nicht genutzt => Reallohnverlust

Insgesamt klaffen die Forderungen und das Ergebnis in Berlin-Brandenburg sogar noch weiter auseinander, als in anderen Bundesländern. Eine ausführliche Stellungnahme zum Abschluss in NRW gibt es hier.
Dabei wäre in NRW und anderen Regionen der Wille zum Kampf da gewesen. Doch statt die gut befolgten Warnstreikaufrufe als Anlauf zu nutzen, um den Arbeitskampf zu eskalieren und Vollstreiks in einzelnen Ketten und für ganze Tage auszurufen, wurde ohne Not während des ersten Gesprächs eine Vereinbarung zwischen der Verhandlungskommission und dem Unternehmerverband HBB getroffen. 
 
Ein Streik ist kein Zuckerschlecken und der Druck auf die Kolleg*innen ist groß, wenn sie vor der Tür stehen. Aber nur, wenn man ernsthaft kämpft, kann man ein gutes Ergebnis erlangen. Hier wurde übereifrig ein Kompromiss eingegangen, bei dem zwei Monate ohne Erhöhung eingeplant sind, bevor es die 3 Prozent gibt. Statt dem Mindestbetrag von 165 Euro Lohnerhöhung wurde ein Höchstbetrag von 76 Euro vereinbart – das ist das genau Gegenteil!  Im nächsten Jahr gibt es dann für alle mit +1,8 Prozent einen Reallohnverlust.

JETZT VORMERKEN: #FREITAG13 Dezember 2019: Aktionstag Einzelhandel. Mitmachen und in Verteiler eintragen: https://aktion.arbeitsunrecht.de/freitag13-newsletter


Als 2015 der Abschluss im Einzelhandel kam, wurde auch beschlossen, über die Arbeitszeitangleichung auf 37 Stunden für alle weiterzuverhandeln. Das Ergebnis war: Nichts!
Das hätte in dieser Tarifrunde erkämpft werden müssen. Bis es dann die nächste Möglichkeit dazu gibt, sollen 24 statt 10 Monate vergehen. Das ist ein unannehmbares Ergebnis und sorgt dafür, dass die Kolleg*innen mit leeren Taschen nach Hause gehen. Hinter verschlossenen Türen wird ein Ergebnis verhandelt, das unterm Strich für viele eine Verschlechterung darstellt. Darüber sollten die Mitglieder im Handel in einer bindenden Abstimmung entscheiden und nicht nur die Verhandlungs- und Tarifkommission!

Hörbare Kritik üben!

Wir rufen alle Kolleg*innen, die dieses Verhandlungsergebnis kritisch sehen dazu auf, ihre berechtigte Wut und Kritik hörbar zu machen. Diskutiert das Ergebnis und auf welche Art und Weise hier kampflos abgeschlossen werden soll mit Euren Kolleg*innen, in den Betriebsgruppen, Betriebsräten und ver.di-Gremien. Fällt Beschlüsse, die Eure Kritik zum Ausdruck bringen und lasst den Unmut nicht verpuffen. Wenn Ihr Euch mit anderen kritischen Kolleg*innen vernetzen wollt, oder wir Euch bei der Verbreitung von offenen Briefen, Beschlüssen, Statements helfen können, oder Ihr Euch diesem Statement anschließt schreibt uns an.

Autor: Danny Albrecht, ver.di VL und DGB-Kreisvorsitzender Landkreise Dahme-Spree
Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di. Kontakt: info@netzwerk-verdi.de | Facebook: https://www.facebook.com/netzwerkverdi/

HINWEIS: Die aktion ./. arbeitsunrecht mischt sich in der Regel nicht in tarifliche Fragen ein. Wir konzentrieren uns auf Union Busting und Arbeitsunrecht. Mit dem Einzelhandel wollen wir uns in Zukunft allerdings stärker beschäftigen, da die Lage hier dramatischer ist, als viele glauben. Wir fragen uns: Wie konnte diese einst stolze Gewerkschaftsbastion so geschleift werden?

Schön, dass Sie da sind!

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1 Kommentar

  1. Wenn schon Gewerkschaften so vorgehen… unglaublich! Da muss was verändert werden. Wie geht das?

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