Protest gegen schmutzige Geschäfte der Fa. Zingsheim
Die Brasilianierin Simone N. hat im Jahr 2015 mehrere Monate im Hotel InterContinental Düsseldorf geputzt. Dort sie wurde systematisch um Lohn geprellt – ein Schicksal, das sie mit vielen Reinigungskräften teilt. Simone fordert rund 6.000,- € an geraubtem Lohn zurück.
Um Druck aufzubauen und gegen diese schamlose Ausbeutung zu protestieren, die das InterConti mit Hilfe des Unternehmers Karly Zingsheim praktiziert, mobilisierte die aktion./.arbeitsunrecht am 8. Juli 2016 zum Arbeitsgericht Düsseldorf und anschließend vor das Nobelhotel auf der mondänen Königsallee.
Staub aufwirbeln vor Hotel-Lobby
Etwa 20 Leute warfen sich in Kittel und Overalls und bewaffneten sich mit Besen, Staubwedeln und Wischmops, um auf den Dreck aufmerksam zu machen, der im InterConti unter den Teppich gekehrt wird.
Dort kostet die günstigste Übernachtung 279,- Euro. Doch der allgemein verbindliche Mindestlohn, der laut Gesetz in der Gebäudereinigung zu zahlen ist (derzeit 9,80 €), wird nach Kräften untergraben.
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Simone N. wurde von einem ehemaligen Kollegen unterstützt, der vor kurzem ebenfalls gefeuert wurde, sowie von IG BAU-GewerkschafterInnen aus dem Reinigungssektor, Aktivisten anderer Gewerkschaften wie ver.di und FAU und Düsseldorfer Sozialisten.
Hinzu kam eine Abordnung bulgarischer Putzfrauen des Malteser Clean Service aus Duisburg. Diese hatten im Frühjahr 2016 gegen Schikanen und Lohnraub im St. Anna-Krankenhaus in Duisburg gekämpft (mehr dazu) und sich mit UnterstützerInnen am Aktionstag Freitag, den 13. Mai 2016 beteiligt (siehe Bericht). Nun unterstützten sie ihre Düsseldorfer Kollegin.
Die Stimmung war freudig bis ausgelassen.
Mehrere Kamerateams und Fotografen hielten die symbolische Reinigung des Kö-Trottoirs vor dem InterConti fest. BILD-Düsseldorf und das Sat.1-Frühstücksfernsehen hatten bereits zuvor berichtet, nun kamen der WDR (Lokalzeit aus Düsseldorf), die Rheinische Post, der Express und die kommunistische Wochenzeitung UZ hinzu.
Arbeitsgericht verzögert | Zingsheim spielt auf Zeit
Zuvor war der erste Kammertermin in der Sache vor der Arbeitsgericht Düsseldorf ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Vorsitzende Richterin Anja Keil schilderte kurz den Sachverhalt. Sie vertagte die Verhandlung und kündigte an, dass sie Beweise wie Lohnabrechnungen der Fa. Zingsheim brauche, zudem Zeugen vernehmen wolle. Der Hotel-Service-Unternehmer und Pferdezüchter Karly Zingsheim kam allein. Auf der Website seines Gestüts Forstwald präsentiert er sich braungebrannt und stolz (siehe hier), im Gerichtssaal wirkte er unauffällig. Fast konnte man Mitleid empfinden, wie er dort ohne Unterstützung saß: Dreitagebart, offenes Hemd ohne Krawatte.
Zingsheims Strategie bleibt rätselhaft. Er verzichtete darauf, Angebote zu einer gütlichen Einigung zu machen und bestand auf einem Urteil. Das kann nach allgemeinem Dafürhalten nicht positiv für ihn ausfallen. Zingsheim spielt offensichtlich auf Zeit. Bis deutsche Arbeitsgerichte zu einem Urteil kommen vergehen Monate; danach geht es meist in Berufung. Das ist wertvolle Zeit, die in den meisten Fällen vor allem den Unternehmern nutzt. Sie können ihre Geschäfte währenddessen weiter führen oder auch umdisponieren.
Möglicherweise hat Karly Zingsheim aber auch den Ernst der Lage noch nicht recht begriffen. Durch seine Verzögerungstaktik wird er weiter im Brennpunkt von Medien, Gewerkschaften und kritischer Öffentlichkeit bleiben.
Wir bleiben am Ball. Meldet euch!
Die aktion./.arbeitsunrecht ruft alle auf, die für Zingsheim arbeiten oder gearbeitet haben, uns ihre Arbeitsbedingungen zu schildern. Wir wollen die Umtriebe diese Mannes dokumentieren und die Systematik hinter seinen Geschäften analysieren. Wo ist er überall tätig? Wieviel Lohn unterschlägt er? Wofür benutzt er weitere Sub-Unternehmen wie MACOC? Wieviel Geld bleibt bei seinem Geschäftsmodell schätzungsweise hängen?
Kontakt ist über die Kommentarfunktion unter diesem Artikel möglich oder über unsere Büronummer: 0221.99 768 522
Mehr Informationen:
- Ausbeutung und krumme Deals im Luxus-Hotel – Flugblatt, aktion./.arbeitsunrecht, 8. Juli 2016 (pdf)
- Interconti: Lohnraub an Putzfrauen in Düsseldorf, Hintergrund-Bericht über das System Zingsheim (ZHS), arbeitsunrecht.de, 9. Mai 2016
- Ausbeutung der Zimmermädchen? Putzfrauen-Demo auf der Düsseldorfer Königsallee, Express Düsseldorf, 8. Juli 2016
- Zimmermädchen zieht vor Gericht, rp-online, 9. Juli 2016
Dia-Show vom 8. Juli 2016 in Düsseldorf
[Best_Wordpress_Gallery id=“21″ gal_title=“Putzfrauen Power am 08. Juli 2016 Arbeitsgericht + Interconti Düsseldorf“]Solidarität wirkt: Unterstützen Sie die aktion./.arbeitsunrecht. Werden Sie Fördermitglied!
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