#Freitag13 gegen Gorillas & Lieferando. Aktionstag für Arbeitsrechte am 13. August 2021

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Bundesweite Proteste gegen Horror-Jobs und Union Busting bei Fahrrad-Lieferdiensten.

Beschäftigte & Arbeitsrechtsaktivisten üben scharfe Kritik an Arbeitsbedingungen, willkürlichen Entlassungen & fehlender Mitbestimmung.

#Freitag13 gegen Gorillas und LIeferando. Instagram Grafik der aktion gegen arbeitsunrecht.
Zum Download und weiter verbreiten: Flugblatt + Grafiken für Social media > https://arbeitsunrecht.de/material

Fahrer, kritische Konsumenten & Gewerkschafter_innen sind aufgefordert, sich am Aktionstag #Freitag13 Nr. 11 zu beteiligen.

Der Aktionstag #FREITAG13 wird sich gegen zwei Unternehmen richten: Gorillas & Lieferando / Just Eat.

Der Supermarkt-Lieferdienst Gorillas hat die Online-Abstimmung der Aktion gegen Arbeitsunrecht sehr knapp vor dem Essens-Kurierdiernst Lieferando / Just Eat gewonnen. Von 1.236 abgegebenen Stimmen entfielen 44% auf Gorillas, 43% auf Lieferando / Just Eat, 13% auf Flaschenpost (Oetker-Konzern).

Weil das Ergebnis so knapp war wie noch nie, hat sich die Aktion gegen Arbeitsunrecht entschieden, gegen beide Fahrrad-Lieferdienste vorzugehen.

Die Campaignerin Jessica Reisner sagt dazu:


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„Wir wollen die Belegschaften nicht gegeneinander ausspielen. Das Online-Voting dient dazu, die Beteiligung zu stärken!

Wir hoffen, dass neben den Riders von Gorillas & Lieferando auch Kuriere von Wolt, Flink, Burger.me, Domino’s und vielen anden Fahrrad-Lieferdiensten mitmachen!“

Gorillas & Lieferando sind geeignete Ziele, die sich ergänzen

Lieferando / Just Eat ist der Platzhirsch der Branche und war lange Zeit Monopolist der Fahrrad-Essenskuriere in Deutschland, während Gorillas als rasant expandierendes Start-up, Taktgeber und aggressiver Eroberer im Segment Online-Kurier-Supermarkt antritt.

Das Epizentrum der Arbeiterunruhe bei Gorillas ist derzeit Berlin, während Lieferando in Deutschland flächendeckend auch in mittelgroßen Städten vertreten ist. Bei Lieferando wächst seit zwei Jahren eine bundesweite Betriebsratsstruktur, die allerdings stark umkämpft ist.

Der Pressesprecher der Aktion gegen Arbeitsunrecht, Elmar Wigand meint:

„Beide Unternehmen haben ein Management, das ohne Druck von der Straße nicht dazu lernen wird.

Bislang gibt es bei beiden nur sehr bescheidene Fortschritte zu verzeichnen. Die Unzufriedenheit der Beschäftigten ist groß.

Gorillas & Lieferando sind daher beide würdige Angriffsziele.“

Wir fordern von Gorillas & Lieferando / Just Eat:

  • Arbeitsschutz & Sicherheit.
  • Union Busting stoppen: Betriebsräte gründen + schützen!
  • Schluss mit sachgrundloser Befristung & Kettenbefristung!
  • Sechs Monate Probezeit sind zu lang!
  • Ausrüstung und Reparaturen sind keine Privatsache.
  • Transparente Abrechnung, kein Trinkgeld-Klau und andere Tricksereien!
  • Keine Total-Überwachung, inhumanes Ranking & systematischen Datenklau!

Riders unite! On the streets! Gemeinsam auf die Straße!

Die Aktion gegen Arbeitsunrecht möchte alle Lieferdienst-Beschäftigten ermutigen, sich gegenseitig solidarisch zu unterstützen! Das liegt eurem eigenen Interesse:

  1. Es gibt eine hohe Fluktuation unter den Beschäftigten der diversen Lieferdienste. Wenn Du bei einem rausfliegst, kannst du es bei dem nächsten versuchen.
  2. Die Geschäftsmodelle aller Online-Lieferdienste sind sehr ähnlich; ihre Geschäftsführungen lernen voneinander!

Wenn wir Lieferando & Gorillas öffentlich attackieren, können wir einen Beitrag leisten, die Arbeitsbedingungen der gesamten Branche verbessern! Denn es handelt sich bei Lieferando / Just Eat um den größten Player und bei Gorillas um den aggressivsten Player der Branche.

Machen Sie mit! Arbeitsrechte sind Menschenrechte.

Erträgliche, sichere Arbeitsbedingungen und Demokratie im Betrieb sind nicht allein Sache der Beschäftigen. Sie sind Grundrechte und gesamtgesellschaftliche Ziele.

Wir hoffen daher auf die Beteiligung von Bekannten, Nachbarn und Verwandten der Beschäftigen sowie von Gewerkschaftern & Betriebsräten aus anderen Branchen, sozialen Aktivisten und kritischen Konsument*innen!

Ihre Stadt fehlt noch? Aktuelle Aktionsübersicht


Worum geht es?

Freitag, der 13. ist ein bundesweiter Aktionstag gegen Horror-Jobs, Ausbeutung und Anwälte des Schreckens. Er richtet sich gegen Unternehmen, die in herausragender Weise Union Busting betreiben bzw. gegen Arbeitsrechte, Koalitionsfreiheit und betriebliche Mitbestimmung verstoßen.

#FREITAG13 findet am 13. August 2021 zum elften Mal statt. Ziel ist es, Beschäftigte, Gewerkschafter*innen und Betriebsräte zu unterstützen und ihre Rechte zu verteidigen.

Die Aktion gegen Arbeitsunrecht arbeitet in der Vorbereitung und Durchführung eng mit Beschäftigten, Betriebsräten, Gewerkschaften, lokalen Solidaritätskomitees und konzernkritischen Initiativen zusammen. Sie sieht sich als Koordinatorin und Impulsgeberin. Die Aktionen vor Ort finden selbstorganisiert und in Eigenregie statt.

Die eingesetzten Methoden sind friedlich. Sie reichen von Aufklärung durch Kundgebungen und Flugblätter über Imagekorrektur, Konsumstreik und öffentlichem Protest zu Adbusting, Shop-Dropping und anderen Formen kreativer Subversion und zivilen Ungehorsams.

Erstaunliche Wirkung: Imageschäden, Geschäftsaufgabe & Kurseinbrüche

Die aktion ./. arbeitsunrecht konnte am #FREITAG13 regelmäßig Aktionen in 20-30 deutschen Städten anschieben und dabei zum Teil erheblichen Druck auf Unternehmen, Marken und deren Image ausüben.

  • Europas größter Schweinefleisch-Produzent Tönnies geriet durch den Freitag, 13. September 2019 ins Wanken. Der Aktionstag bereitete den Boden für das Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie.
  • Der Essenslieferant Deliveroo zog sich nach dem Aktionstag Freitag, 13. April 2018 zunächst aus 10 von 15 deutschen Städten zurück, um im folgenden Jahr Deutschland komplett zu verlassen.
  • Der Textilkonzern H&M verzeichnete nach dem Freitag, 13. Oktober 2017 einen massiven Kurseinbruch.

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2 Kommentare

  1. Hallo Aktion Arbeitsunrecht Team,

    Ich begrüße eure Aktionen gegen Arbeitsunrecht, finde euren Artikel jedoch unnötig hetzerisch und teils sogar unwahr.

    1. Ihr schreibt euch als Erfolge auf die Fahne, dass ihr Deliveroo aus Deutschland vertrieben habt. Das stimmt nicht einmal annähernd. Es gibt offenkundig Markabsprachen zwischen den großen Lieferdiensten (Länderübergreifend). Deliveroo hat den deutschen Markt aufgegeben um sich auf andere Märkte zu konzentrieren. Das Gleiche gilt für Delivery Hero (bis zu diesem Jahr). Sie haben ihren deutschen Part damals verkauft um auf anderen Märkten intensiver zu agieren. Das hat nicht eine Demo bewirkt.

    2. 6 Monate Probezeit ist zu lang
    Habt ihr euch schon mal bei irgendeinem Arbeitgeber beworben? Das ist in Deutschland die Norm und gilt dem Schutz in beide Richtungen. Beide Vertragsparteien können in der Zeit fristlos vom Vertrag zurücktreten.

    3. Ihr geht ausgerechnet gegen den Lieferanten(Takeaway) vor, der seine Fahrer fest anstellt und somit Krankenkasse, Rentenkasse, Sozialversicherung etc. ein Teil des Vertrags sind?

    4. Ich habe bei Lieferando in meiner Studienzeit gearbeitet. Ich musste für keine meiner Reparaturen privat aufkommen. Jedem Fahrer steht es frei ein gestelltes E-Bike mit gestellter Kleidung und gestellter Warmhaltebox zu nutzen. Wer dieses Angebot nicht annimmt und lieber den Verschleiß seines Privatfahrrads in Kauf nimmt, ist hier selber Schuld. Wenn ich eine Dienstreise in meinem Privatwagen antrete und somit die Kilometerpauschale kassiere, ist es nur logisch, dass ich für den Verschleiß aufkomme. Das ist Sinn und Zweck der Kilometerpauschale, das sind nicht nur Spritkosten.

    Ich habe das Gefühl dass dieser Artikel von jemanden geschrieben wurde, der/die noch nie in ihrem Leben einen Tag als Angestellter oder gar in dem Arbeitsumfeld, um das es geht, gearbeitet hat.

    In meinen Augen ist dieser Artikel einfach nur schlechte Propaganda, auch wenn eure Absicht gut ist.

    Vg
    Matthias

    • Hallo Matthias Lindig,
      es freut uns sehr, dass Sie persönlich keine Probleme mit Lieferando hatten. Aber der Reihe nach:

      zu 1) Es ist nicht eine einzeln Demonstration, die etwas bewirkt, sondern eine Kampagne. Es gelang sehr gut, eine kritische Öffentlichkeit für die Scheinselbständigkeit der Rider zu sensibilisieren. Nach dem Aktionstag dauerte es noch knapp 4 Monate, bis sich Lieferando aus 10 von 15 Städten zurück zog. Laut Gewerkschafter im Bericht vom Spiegel damals vielleicht auch deshalb, weil sich nicht mehr genug Rider fanden. Hatten sich möglicherweise die grottigen Arbeitsbedingungen bei Deliveroo herumgesprochen? (https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deliveroo-verlaesst-zehn-deutsche-staedte-a-1223567.html).- Übrigens verlässt Deliveroo augenblicklich Spanien, weil Scheinselbstständigkeit bei Ridern dort nun gesetzlich nicht mehr geduldet wird. Aber von uns aus können Sie das natürlich gerne auch für Zufall oder eine kluge Absprache zwischen Lieferdiensten halten (https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/online-handel/lieferdienste-deliveroo-will-sich-aus-spanien-zurueckziehen-160754?crefresh=1)

      zu 2) 6 Monate sind die gesetzlich maximale Probezeit. Wen interessiert, ob mittlerweile viele Unternehmen auf die maximale Zeit setzen, wenn sie bei einem 1-Jahre-Vertrag bei einer nicht gerade sehr komplexen Tätigkeit offensichtlich völlig überzogen ist? Aber natürlich steht es ihnen frei, die maximale Spielräume, die Unternehmen zu ihren Gunsten nutzen können, mit Inbrunst zu verteidigen. Wir werden das ganz sicher nicht tun, sondern uns für die Interessen der Loahnabhängigen einsetzen. Und die muss gerade beim Umgang mit Lebensmitteln (und während einer Pandemie) lauten: wer sich krank fühlt muss sich arbeitsunfähig melden können, ohne Angst haben zu müssen, dass dann das Arbeitsverhältnis in der Probezeit endet.

      Dazu kommt; je kürzer die Probezeit, desto eher können die Beschäftigten sich offen gewerkschaftlich oder im Betriebsrat engagieren. Es gibt schlicht keinen Grund, warum Lohnabhängige es akzeptieren sollten, dass bei Lieferando und anderen Lieferdiensten das Maximum ausgeschöpft wird.

      zu 3) Unsere Leser*innen und die Beschäftigten haben in einer wochenlangen online-Abstimmung entschieden, welche Unternehmen Ziel des #Freitag13 werden. Es ist doch selbstverständlich, dass wir nicht plötzlich eine komplette Kampagne und sämtliche Forderungen gegen Lieferando fallen lassen, nur weil das Unternehmen einknickt und pünktlich zum 13. August 2021 unbefristete Verträge anbietet.

      zu 4) Wie gesagt: schön, dass es für Sie persönlich bei Lieferando so gut gelaufen ist. Wir stehen in engem Austausch mit den Fahrer*innen und können ihnen versichern: bei Einigen ist es mit den Reparaturen deutlich komplizierter.

      zu 5) Unser Mitarbeiter fuhr aus Recherchegründen selbst für Deliveroo. Seien Sie versichert: wir finden unsere Möglichkeiten, um Infos aus erster Hand zu bekommen. Darüber hinaus haben wir auch kein Interesse daran Missstände herbei zu fabulieren. Wir haben ein Interesse daran, Missstände offen zu legen und unsere Berichte jederzeit auch vor Gericht vertreten zu können. Unternehmer*innen haben da weit weniger Lust es drauf ankommen zu lassen, dass die Missstände in ihren Betrieben öffentlich verhandelt werden siehe https://arbeitsunrecht.de/toennies-zieht-das-ringelschwaenzchen-ein/

      Es darüber hinaus nach 11 Aktionstagen mit diesem Format unstrittig, dass die Zusammenarbeit verschiedenster Gruppen für ein gemeinsames Kampagnen-Ziel, im Fall von Lieferando + Gorillas immerhin mit der Spannbreite von Katholischer Arbeiternehmer Bewegung bis zur FAU, für Unternehmen, die Millionen in Imagekampagnen investieren, schockierend ist. Dazu kommt, dass unkontrollierbare Moment, die Kreativität der Aktionen und eine geballte Ladung Öffentlichkeitsarbeit – und zwar aller beteiligten Gruppen.

      Als Update für Sie hier noch die aktuelle Liste der Forderungen der Lieferando-Fahrer null

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