McDonald’s Regensburg: Frank Moshers Wildwest-Methoden

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Frank Mosher, CSU Regensburg
Würden Sie diesen Mann gern gleichzeitig als Vermieter und Arbeitgeber haben? (Foto: Screenshot, Regenburg digital, 19.2.2020)

Frank Mosher: Der selbsternannte „Burgermeister“ und „Think-Tank mit Ketchup im Blut“ kandidiert für den Regenburger Stadtrat.

Seine Methoden wirken wie moderne Leibeigenschaft.

Wenn Unternehmer exaltiert oder leicht verrückt wirken, dann werden sie in der Presse gern als „schillernde Persönlichkeit“ bezeichnet. Sie gefallen sich als Macher, ihre skrupellosen Methoden gelten als „unkonventionell“, ihre großmäulige, breitbeinige Haltung gegenüber Regeln und Gesetzen (aka. „Bürokratiemonstern“) verkaufen sie als Coolness. US-Amerikaner*innen scheinen sich in dieser Rolle besonders zu gefallen: In Delmenhorst gab Fil Filipov bei Atlas den provokanten Business-Punk (taz, 29.9.2013), im Sauerland mischte Lynn Tilton den Auto-Zuliferer Dura auf (arbeitsunrecht.de, 8.11.2016). 

In Regensburg macht derzeit der „schillernde“ McDonald’s-Franchise-Unternehmer Frank Mosher, von sich reden – ein gebürtiger US-Amerikaner, der gern markige Sprüche klopft. Jetzt will er in den Stadtrat.

Streichung von Weihnachtsgeld

Protest gegen das Sponsoring der Leichtathletik-WM in Katar durch McDonald’s

Mosher betreibt in Regensburg sieben Mc Donald’s-Filialen, laut Unternehmens-Datenbank Wer zu wem? gehören ihm im Raum Ostbayern insgesamt 13 Filialen mit 493 Mitarbeitern (Wer zu wem?, abgerufen 8.3.2020). Mosher ist Mc Donald‘s-Vize-Präsident für Gesamtdeutschland (Wochenblatt, 2.1.2018).

Krank zur Arbeit: McDonald’s Regensburg fördert Präsentismus

Mosher soll seinen Beschäftigten laut Medienberichten bei Krankmeldung das Weihnachtsgeld kürzen oder sogar komplett streichen. Dabei rangiert das Weihnachtsgeld selbst für Vollzeitbeschäftigte ohnehin nur zwischen 415 und 560 Euro. Die Grundlage dafür ist eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, die den geltenden Tarifregelungen jedoch widerspricht.


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Diese gezielte Förderung von Präsentismus (Krank zur Arbeit gehen) durch finanzielle Anreize bzw. Sanktionen ist gerade in der Gastronomie völlig unverantwortlich. Kranke Beschäftigte gefährden Kunden und Kollegen durch Ansteckungsgefahr und erhöhtes Unfallrisiko. In Zeiten des Corona-Virus ist eine solche Unternehmenskultur geradezu pervers.

Fordert jemand das gekürzte Geld, bekommt er es laut Regensburger Jusos und NGG anscheinend anstandslos ausgezahlt. So riskiert Mosher keine Gerichtsverfahren, kann aber damit rechnen, dass viele Beschäftigte sich nicht wehren. In Moshers McDonald’s-Filialen arbeiten viele Migranten, die aufgrund von Sprachbarrieren und Unkenntnis des deutschen Arbeitsrechts meist besonders anfällig für sittenwidrige Ausbeutung sind (Regensburg.digital 19.02.2020, abgerufen 07.03.2020).

Moderne Leibeigenschaft

Die Notlage der Menschen nutzt Frank Mosher auch als Vermieter. Er baut im großen Stil Häuser für seine Beschäftigen und vermietet ihnen dort Zimmer. In einem Interview spricht er von 260,- Euro Warmmiete. Somit riskieren die Beschäftigten – sollten sie sich wehren -, nicht nur ihren Job, sondern auch ihre Wohnung, vielleicht sogar ihren Aufenthaltsstatus. So sieht wohl moderne Leibeigenschaft aus.

Wie primitiv Mosher gestrickt ist, dokumentiert folgendes Zitat:

In Europa heißen die Mitarbeiter „Euro“! Die haben alle den gleichen Namen. Und in den USA heißen die „Dollar“. In Russland „Rubel“. Und in Japan heißen die „Yen“. Was ich damit meine: Man muss Kapital bilden, und dieses Kapital muss für einen arbeiten. […] Ich habe McDonald’s-Aktien, und die arbeiten für mich – auch wenn ich schlafe. Weil irgendwo auf der Welt werden gerade Hamburger gegessen. Dieses Geld ‚arbeitet‘.“ (regensburg-startups.de, abgerufen 07.03.2020)

Ob er selbst diesen Stuss glaubt? Wir gehen davon aus, dass auch Mosher rechnen und kalkulieren kann. Geld arbeitet nicht, Maschinen tun es auch nicht von selbst. Es sind immer nur Menschen, die Werte produzieren. Dass er den Stellenwert menschlicher Arbeit komplett negiert, zeigt wie sehr er seine „Mitarbeiter“ verachtet. Sie sind für ihn offenbar nur ein Rohstoff, austauschbares Menschenmaterial (Human Resources).*

Frank Mosher kandidiert bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 auf CSU-Listenplatz 40 für den Regensburger Stadtrat. Dieser hat allerdings nur 50 Sitze (16 davon besetzte seit 2014 die CSU, 17 die SPD). Der 73-Jährigae Mosher versuchte zuletzt Aufmerksamkeit zu erzeugen, indem er die Entkriminalisierung von Cannabis forderte (BR, 6.3.2020).

Die Regensburger Kommunalwahl dürfte eine der spannendsten in Bayern sein, da die politische Landschaft der Stadt seit 2016 durch die sog. Regensburger Schmiergeldaffäre durcheinander gewirbelt wurde. Am 18. Januar 2017 ließ die Staatsanwaltschaft den Bürgermeister Joachim Wolbergs (damals SPD) festnehmen sowie den Bauunternehmer Volker Tretzel und den technische Leiter der Stadtbau-GmbH Regensburg. In den Schmiergeldskandal, der sich um die Vorwürfe der illegalen Parteienfinanzierung und Vorteilsnahme bei Immobiliengeschäften drehte, war auch die CSU in Person des ehemaligen Oberbürgermeisters Hans Schaidinger und des Bürgermeisterkandidaten Christian Schlegl verwickelt (wikipedia).


Anmerkungen

* Seit 1867 hat sich die Erkenntnis ausgebreitet, dass sich der Wert einer Ware durch menschliche Arbeitskraft bemisst, die für Produktion, Vorprodukte und Vertrieb gesellschaftlich nötig ist (siehe z.B. Johann Most: Kapital und Arbeit, 1876). Der Preis eines Big Mäc bemisst sich aus Arbeitslohn plus Unternehmer-Profit (=vorenthaltener Mehrwert). 


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