MACOC: Anwalt feilscht um 200,- Euro

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aktion ./. arbeitsunrecht fürchtet straffreien Ausgang des Gerichtsverfahrens um systematischen Lohnraub in Düsseldorfer Hotels

Macoc + Zingsheim machen die Drecksarbeit für das IntercontiEine Frau und ein Mann aus Rumänien forderten Geld, das ihnen von Sub-Unternehmen mutmaßlich vorenthalten wurde. Sie dürften nach unserer Einschätzungen zu einem ganzen Heer von Putzleuten gehören, die in Deutschland von Hotel-Sub-Unternehmern ausgebeutet und betrogen werden.

Die Vorsitzende Richterin der 5. Kammer des Arbeitsgerichts Düsseldorf, Dr. Susanne Mujan, warnte die Beteiligten des Kammertermins am 22. Juni 2017: „Wenn wir in die Beweisaufnahme gehen und dann entscheiden, wird herauskommen, dass eine der beiden Parteien vor Gericht nicht die Wahrheit gesagt hat. Dann werden wir vielleicht auch den strafrechtlich relevanten Bereich berühren.“

Mujan bemühte sich merklich, während dieser Sätze keine der Parteien direkt anzusehen. Dennoch dürften viele Zuschauer im gut besuchten Verhandlungssaal geahnt haben, welche Richtung das Verfahren nehmen könnte: systematischer Lohnraub und Sozialversicherungsbetrug durch MACOC, einem Sub-Unternehmen von Karly Zingsheim (ZHS) und das Interconti Düsseldorf.

Kriminelle Wiederholungstäter mit simpler Masche

Die aktion ./. arbeitsunrecht e.V. begleitet aktuell mehrere Verfahren, die dem gleichen Muster folgen: Die Stundenabrechnungen des Zingsheim-Sub-Unternehmens stimmen auffällig oft nicht. Davon profitierte auch das Nobel-Hotel Interconti auf der Düsseldorfer Kö.


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Am 22.06.2017 verhandelte die 5. Kammer des Arbeitsgerichts Düsseldorf erneut zwei Klagen ehemaliger MACOC-Beschäftigter, die ab 2015 im Interconti sowie im Holiday Inn gearbeitet haben und um ihren gerechten Lohn gemäß Branchentarif gebracht wurden.

Ein Teil ihrer Forderungen ist unstrittig rechtens und war nicht mehr Teil der Verhandlung. Um den Restbetrag noch offener Forderungen von rund 1200,- Euro  feilscht der Macoc-Anwalt Christoph A. Willberg, Kanzlei Willberg & Buchsteiner aus Bonn, mit peinlich wirkender Inbrunst. Offensichtlich hatte sein Mandant ihm nur einen Verhandlungs-Spielraum bis 1000,- Euro pro Klage gegeben.

Allein die Anwaltskosten dürften den Streitwert weit übersteigen, was diese Prozesshanselei auf Kosten mittelloser Arbeitsmigranten umso ätzender macht.

Anzeige aus einem Mönchengladbacher Anzeigenblatt vom April 2017

Prozess verschafft Einblick in Methoden von MACOC

Strittig ist der Beginn des Arbeitsverhältnisses im Mai 2015, da kein unterschriebener Arbeitsvertrags vorliegt. Unstrittig wurde im Mai 2015 Geld in bar ausgezahlt. Jedoch weniger, als die nach Meinung der Kläger korrekte Summe.

Die Firma MACOC kann getrost als windig bezeichnet werden. Sie verleiht Reinigungskräfte, ist im Internet aber als Kölner Autowerkstatt zu finden. Macoc arbeitet häufig als Sub-Unternehmen der Hotel-Reinigungs-Firma ZHS. Man fragt sich warum ein Reinigungs-Sub-Unternehmer ein weiteres Sub-Unternehmen braucht.

Die Kompetenz von MACOC besteht offenbar darin, dass man a) einen Zugang zum Markt bulgarischer und rumänischer Arbeiter_innen hat und b) für den Putz-Baron und Pferdezüchter Zingsheim die Drecksarbeit macht und c) zur Not vor Gericht den Kopf hin hält.

Die Kehrseite des Luxus im InterConti Düsseldorf

Seit 2016 begleitet die aktion ./. arbeitsunrecht e.V. mehrere Arbeitsgerichtsverfahren gegen Sub-Unternehmen des InterConti. Das Düsseldorfer Luxus-Hotel hat 287 Zimmer und 34 Suiten, wobei die günstigste Übernachtung ,je nach Buchungsportal, 209,- Euro kostet. Da dürfte ein bisschen Geld abfallen, aber das tröpfelt nicht nach unten durch. Lohnraub und Sozialversicherungbetrug an Arbeitsmigranten scheint dem Hotel-Management nicht peinlich zu sein.

Das wollen wir ändern und rufen deshalb am Sonntag, dem 25.06.2017, um 16.00 Uhr, in Zusammenarbeit mit der IG BAU Rheinland, zum offenen Mikro und einem Putzfrauen-Triathlon am Hotel auf.


Lohnraub bekämpfen! Für menschenwürdige Arbeitsbedingungen!

Sonntag, 25. Juni 2017, 16:00 Uhr
Hotel InterContinental, Königsallee 59, 40215 Düsseldorf

Aufruf  zum Protest-Happening. [românătürkçe]

 


Warum sich etwas ändern muss

Bisher noch immer billig davon gekommen: Karly Zingsheim zahlt lieber, als dass er ein Urteil riskiert.

Mehrere Klagen gegen Zingsheim (in Düsseldorf, Frankfurt, Dresden, Mönchengladbach), die wir begleitet und beobachtet haben, endeten mit der Anerkenntnis der erhobenen Forderungen durch den Putz-Baron und Pferde-Züchter oder für die Kläger vorteilhaften Vergleichen. Seine Masche besteht im Kern daraus, dass nicht tatsächliche Arbeitszeiten, sondern nach pro Zimmer festgelegte Pauschalen abgerechnet werden (mehr dazu). Die Zeitvorgaben sind dabei so knapp gesetzt, dass regelmäßig unbezahlte Stunden geleistet werden.

Bei der Verhandlung um einbehaltenen Lohn, den dass Zimmermädchen Simone N. einklagte, kam heraus, dass Zingsheim zusätzlich eine Stunde Pause pro Tag abgezogen hatte. Unabhängig davon, ob diese Pause überhaupt gemacht wurde.  Bei rund 300 Beschäftigten, die bei ZHS und dem Sub MACOC arbeiten sollen, kann sich Karly Zingsheim so Jahr für Jahr mutmaßlich ein kleines Vermögen ergaunern. Die wenigen Beschäftigten auszuzahlen, die klagen, ist schlichtweg eine gute Investition.

Mehrere ehemalige Beschäftigte gaben an, die Firma ZHS Zingsheim schon bei der Zollfahndung gemeldet zu haben. Trotzdem wurde die Behörde unsere Kenntnis nach bisher nicht aktiv.


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