Burger King: Auf steter Flamme weich gekocht

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Franchise-Kette zieht Reißleine | Methode Naujoks erleidet Totalschaden | Zukunft der geschlossenen Filialen ungewiss

Burger_King_Whopper_ComboWie lange dauert es, bis ein Unternehmen, das Arbeitnehmer-Rechte systematisch mit Füßen tritt, in die Knie gezwungen werden kann? Wieviele Gerichtstermine sind dafür nötig? Welche Mittel müssen eingesetzt werden?

Die erste Frage kann recht leicht beantwortet werden: Die Yi-Ko Holding ging nach 19 Monaten baden.

Wir berichteten am 10. Mai 2013 erstmals von systematischen Schikanen der Yi-Ko Holding GmbH gegen Betriebsräte und tarifliche Bestimmungen (Siehe Burger King: Fressen oder gefressen werden).  Kurz zuvor, am 2. Mai 2013 hatten Ergün Yildiz und Alexander Kolobov laut Wirtschaftspresse 91 Filialen der Burger King Worldwide AG vornehmlich in NRW und Südwest-Deutschland übernommen.

Einen Monat später heuerte das Unternehmer-Tandem den Betriebsratsfresser Helmut Naujoks an, der den Beschäftigten in den Yi-Ko-Filialen sein toxisches Arbeitsrechts-Cocktail aus Abmahnungen, Kündigungen und Schikanen verabreichte. Es war der Anfang vom Ende.


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Die Burger King Worldwide Inc. versucht jetzt mit einer Vollbremsung den entstandenen Schaden zu begrenzen und kündigt die Verträge mit ihrem größten Franchise-Nehmer in Deutschland. 89 Filialen werden zunächst schließen müssen.

Spontane Freude über die Panik-Reaktion

Die Reaktion der Burger-King-Zentrale zeugt von echter Panik. Alle Gewerkschafter und Menschenrechtler, die gegen Betriebsrats-Bashing und Union Busting vorgehen, kann das spontan nur freuen. Hier konnte ein Exempel statuiert werden. Die Methode Naujoks ist furios gescheitert. Deren Achillesferse liegt unter anderem hier: Die Wellen von unsubstantiierten Abmahnungen und Kündigungen führten zu regelmäßigen Prozessterminen  an verschiedenen Orten. Für Naujoks ist das recht einträglich, für Burger King aber auf Dauer gefährlich. Wenn die Union-Busting-Prozesse richtig politisiert werden, folgt daraus eine kontinuierliche Berichterstattung sowohl in der lokalen wie gewerkschaftlichen Presse. Das schädigt eine Marke nachhaltig.

Zudem springen – ab einem bestimmten Grundrauschen in sozialen Netzwerken – irgendwann auch die Massenmedien an. Im Fall Burger King brachte das TV-Format „Team Wallraff“ von RTL den Durchbruch – auch wenn der Bertelsmann-Sender sich kaum um Betriebsräte, Tarifverträge und Gewerkschaften schert, sondern vor allem auf den Ekelfaktor setzt: Hygienebedingungen beim Burger-Braten. (In die gleiche Kerbe hatte Schon Wallraffs Millionen-Seller „Ganz unten“ von 1985 gehauen – damals anhand von McDonald’s.)

Allerdings sollten wir uns nicht zu früh freuen

Nicht alle Unternehmen sind so anfällig wie die Marken der System-Gastronomie. Burger King, Mc Donald’s, Subway und Co bestehen fast nur aus aufwendig aufgeblasenem Image, Tiefkühlware und Niedriglohn-Schufterei. Das Image ersetzt die wirtschaftliche Substanz. Das ist bei anderen Firmen nicht so extrem.

Die Frage ist außerdem, wie es jetzt mit den 89 Filialen weiter geht. Dass Burger King plötzlich vom Saulus zum Paulus konvertiert, ist kaum zu erwarten. Jetzt gilt es sorgfältig zu beobachten, ob die Hamburger-Kette nicht etwa versucht, genau die Filialen dicht zu machen, in denen gut organisierte Belegschaften und starke Betriebsräte vorhanden sind. Dadurch könnte das Yo-Ki-Desaster, das wie ein Etappen-Sieg für Arbeitnehmer-Rechte wirkt, zum Union Busting (Was ist das?) genutzt werden.

Dennoch bleibt das Gefühl des Erfolgs: Immerhin schaffte es die Gewerkschaft NGG mit Hilfe von Prozessbegleitung und Medienarbeit bei Burger King eine vernichtende Schlappe wie im Fall Maredo 2011 zu vermeiden. Damals waren Betriebsräte in Osnabrück und Frankfurt mit Hilfe des Union Busters Jan Tibor Lelley (Kanzlei Buse Heberer Fromm) zerschlagen worden. Die NGG unterließ es, eine bundesweite Kampagne gegen Maredo zu starten und verlor in der Frankfurter Fressgass ihre stärkste Betriebsrats-Bastion im Unternehmen. Maredo kam ohne größeren Image-Schaden aus dem Konflikt und ist jetzt nahezu betriebsrats- und gewerkschaftsfrei.

Gute Burger King Zentrale – böse Yi-Ko Holding?

Die Burger King-Zentrale versucht sich jetzt als „guter Bulle“ darzustellen, die den „bösen Bullen“ Yo-Ki Holding nicht nur zurück pfeift, sondern sogar feuert. Aber die Burger King-Zentrale in München ist keineswegs gutartig, sondern von aggressiven Finanzinvestoren wie 3 G Capital und Berkshire Hathaway und ihren extremen Profitvorgaben getrieben. Die Bekämpfung von Betriebsräten und Beschäftigten ist hier notorisch.

Burger King griff schon früher auf illegale Methoden zurück:

  • 2006 soll Burger King Betriebsratswahlen laut labournet.de in Dortmund manipuliert und laut taz NRW Betriebsratsmitglieder mit fadenscheinigen Gründen gefeuert haben. Ein Protokoll des NGG-Sekretärs Manfred Sträter, das auf labournet.de abrufbar ist, dokumentiert den Fall.
  • 2008 hat Burger King die Gründung eines Betriebsrats in München laut Spiegel heimlich per Videokameras aufgezeichnet.
  •  2010 berichtet das Hamburger Abendblatt von demütigenden Praktiken gegen Beschäftigte in Hamburg.

Andere Franchise-Nehmer sind auch nicht besser

Und nicht nur die Yi-Ko-Holding machte durch Drangsalierung von Beschäftigten und Arbeitnehmervertretern auf sich aufmerksam. Auch die BL Management GmbH unter Geschäftsführer Bernd Leinemann zeigte sich wenig zimperlich, etwa in Kassel (laut HNA vom 15.10.11), ebenso die Food Star GmbH von Helmut Brunnhuber, der Lohndumping in Chemnitz und Glauchau betrieben haben soll, wie die ARD-Sendung Fakt am 23. April 2013 berichtete (Sendemanuskript pdf).

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Mehr Lesen:

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Business-Infos

  • Focus über das Gespann Yildiz und Kolobov
  • businesswire über Verkauf der Burger King GmbH an Holding
  • Was ist eigentlich Franchise? Die Franchise-Falle erklärt der Berliner Tagesspiegel anhand der Sandwich-Kette Subway .

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