Fraport: Sub-Unternehmer I-SEC heuert Naujoks an

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Hardcore-Jurist soll Betriebsrat zermürben. Bundespolizei lagert Sicherheit an dubiose Firma aus. Aufruf zur Solidarität vor Gericht

Juristische Dampframme Helmut Naujoks
Dampframme mit Staatsexamen. „Rechtsanwalt Naujoks sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, Arbeitgeber vor dem Missbrauch des Betriebsverfassungsgesetzes zu schützen“. (Zitat www.fachseminare-naujoks.com vom 31.5.2013 Bild: ebenda)

Rund 1.400 Beschäftigte arbeiten nach Angaben des Unternehmens I-SEC Deutsche Luftsicherheit GmbH am Frankfurter Flughafen. Im Auftrag der Bundespolizei führen sie Sicherheitskontrollen durch. Das lief schon 2014 nicht reibungslos, wie seinerzeit BILD mit einigem Wortwitz berichtete: Wer krank wird, fliegt.

Seit Jahren setzt sich bei I-SEC ein engagierter Betriebsrat für Verbesserungen im Bereich Dienstplanung, Arbeits- und Gesundheitsschutz ein und hat ein Auge auf die Einhaltung von Tarifverträgen. Seit der Betriebsrat dem Management vermehrt Fristen setzt und Einigungsstellen bemüht, um Mitarbeiterinteressen effektiv durchzusetzen, eskaliert der Konflikt. Über 30 Vorgänge hängen in der Schwebe, allein im September stehen fünf Gerichtstermine an.

Vorläufiger Höhepunkt: Das Management erklärte den Arbeitsvertrag des BR-Vorsitzenden Mario S. am 06.09.2017 für nichtig und sprach gleichzeitig ein Hausverbot aus. Die Geschäftsführung unter Glenn Murphy und CEO Ran Langer beantragte beim Betriebsrat die Zustimmung zur Kündigung, die dieser selbstverständlich verweigerte.

Laut  verdi-Pressemitteilung vom 14.09.2017 hat Helmut Naujoks zudem einen Antrag auf Auflösung des Betriebsrats gestellt. Dazu Gewerkschafts-Sekretär Guido Jurock: „Dass dies bei einer Firma vorkommt, deren Mitarbeiter im Auftrag der Bundespolizei hoheitliche Aufgaben ausüben, ist ein starkes Stück“.


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Der Landesfachbereichsleiter Mathias Venema ergänzte:

„Wir sehen durch dieses Vorgehen auch die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet. Wie sollen sich die Mitarbeiter auf die Kontrollen konzentrieren, wenn sie gleichzeitig jederzeit mit einer rechtswidrigen Kündigung rechnen müssen? Hier ist der Auftraggeber gefragt. Das Bundesinnenministerium muss diesem Treiben sofort ein Ende setzen!“

Wir bitten um solidarische Unterstützung und kritische Berichterstattung!

Freitag, 22.09.2017, 09.15 Uhr
Arbeitsgericht Frankfurt, Gutleutstr. 130, 60327 Frankfurt, Saal C3.10

Unterstützer*innen treffen sich um 09.00 Uhr vor dem Gerichtsgebäude.

Union Busting per Rufschädigung

Geschäftsführer Glenn Murphy begründet den Schritt mit allerlei hanebüchenen und teils schwer diskreditierenden Vorwürfen, die darauf angelegt sind die Glaubwürdigkeit und den guten Ruf des Betriebsratsvorsitzenden zu beschädigen. Helmut Naujoks hat sich mit diesen Methoden einen Namen gemacht. Juristisch sind die konsturierten und bemühten Vorwürfe in der Regel nicht haltbar. Dennoch setzen die bösartigen und verleumnderischen Behauptungen den Betroffenen zu und tragen oft dazu bei, das Betriebsratsgremium und die Belegschaft zu spalten.

Zur Methode Naujoks

Naujoks erleidet öfters Bruchlandungen vor Gericht
Bruchlandungen vor Gericht sind für Helmut Naujoks völlig unproblematisch. Er gilt weniger als brillianter Anwalt, denn als gewiefter Fertigmacher, der aufgrund seiner hohen kriminellen Energie nicht unterschätzt werden sollte.

Helmut Naujoks ist neben der Kanzlei Dirk Schreiner + Partner der bekannteste offen auftretende Union Buster (Was ist das?) in Deutschland. Er zieht seit 2001 eine Schneise der Verwüstung durch die deutschen Arbeitsbeziehungen. Zuletzt zeichnete Naujoks veranwortlich für die Zermürbung zweier Betriebsratsvorsitzender der Marseille Kliniken, wie die Zerschlagung eines aktiven Betriebsrats der Großbäckerei Götz Brot.

Naujoks trug einen wesentlichen Teil dazu bei, die Burger-King Franchise-Nehmer Ergün Yildiz und Alexander Kolobov durch seine skandalösen Methoden in den Ruin zu treiben. Er beriet auch die Papenburger Meyer-Werft bei der Entfernung des Betriebsratsvorsitzenden aus der Firma, nachdem dieser zu kritische Fragen gestellt hatte.

Es ist verwunderlich, dass Naujoks immer wieder neue Mandanten findet, denn seine Methoden zerstören nachweislich das Betriebsklima, schädigen den Ruf der Firma und sind vor Gericht letztendlich wenig erfolgreich. Zudem sind sie teuer.

Naujoks pesonifiziert die Verrohung der Sitten in der deutschen Arbeitswelt.

Zu Naujoks’ Methoden, einzelne Betriebratsmitglieder aus dem Betrieb zu entfernen oder ganze Betriebsratsgremien zu demontieren, gehören Abmahnungswellen, Kündigungswellen (d.h. mehrere fristlose Kündigungen gegen eine Person aus verschiedenen Gründen), offene und verdeckte Bespitzelung, Hausverbote gegen Gewerkschaftssekretäre und Betriebsräte, Verhinderung und Abmahnung von Presseberichterstattung, Gründung und Coaching von Anti-Betriebsrats-Initiativen, Spaltung und Polarisierung der Belegschaft. Zur Methode Naujoks gehört auch ein juristisches Sperrfeuer aus unsubstantiierten Abmahnungen, Kündigungen und Anzeigen gegen Einzelne. Das vorrangige Ziel ist nicht ein Sieg vor Gericht, sondern maximale Zermürbung der Gegner. Man könnte auch von juristischem Stalking und institutionellem Rechtsmissbrauch sprechen. Nebeneffekt: Überlastung von Gerichten, hohe Kosten für Auftraggeber, Opfer und Prozesshilfe-Kassen. Kollateralschaden: Zerstörtes Betriebsklima.

Die Folgen sind für die einzelnen Betroffenen oft verheerend. Viele erlitten seelische und körperliche Schäden, Familien und Biografien zerbrachen.

Fraport: Lohn-Dumping Krake | Sogar die Bundespolizei lagert aus

Sogar die unternehmerfreundliche FAZ kritisierte in einem Artikel vom 03.01.2015 die. Auslagerung von Aufgaben der Bundespolizei nach Kostengesichtspunkten (Mit Sicherheit hat nicht nur das Sicherheitspersonal versagt). Neben I-SEC profitiert davon auch die Fraport-Tochter Frasec.

Der Druck, sich als Sub-Unternehmer gegenseitig ständig zu unterbieten, kann für die Luftsicherheit nicht förderlich sein. Zudem wirkt die I-SEC-Struktur verworren bis dubios: Die I-SEC Deutsche Luftsicherheit GmbH ist nur ein Teil der I-SEC International Security. Es gibt aber auch noch die I-SEC Vermögensverwaltung SE & Co.KG , die I-SEC Verwaltungs SE, die I-SEC Germany GmbH, die I-Sec Nord GmbH…

Die Frage, ob I-SEC mit Sitz in Kelsterbach überhaupt ein souveräner Anbieter ist, ist mit der Beauftragung von Helmut Naujoks bereits beantwortet.

Union Busting bei Fraground

Auch in anderen Fraport-Ausgliederungen müssen die Beschäftigten mit Mühsal und unsubstantiierten Angriffen rechnen, wenn sie sich für ihre Rechte stark machen. So versuchte Fraground – ohne Erfolg – unseren Mitstreiter Erdogan Sedef zu feuern, weil er Flugblätter mit kritischem Inhalt zu den Arbeitsbedingungen ausgelegt haben soll (Gepäckfahrer verteidigt Meinungsfreiheit). Er ist heute Mitglied des Fraground Betriebsrats.


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3 Kommentare

  1. Zwischenzeitlich möchte I-SEC innerhalb des Bewerbungsprozesses selbst namentlich nicht in Erscheinung treten, wohl weil die Resonanz entsprechend gering wäre, sondern lässt sich stattdessen die zu fördernden Probanden von externen Dienstleistern, hier der GATE Training GmbH, zuführen.
    Diese agiert bundesweit und sucht regelmäßig Mitarbeiter (m/w) Sicherheit (Luftsicherheitsassistenten) gem. § 5 des Luftsicherheitsgesetzes. Die GATE Training GmbH agiert hier wohl als eine Art Vermittler; verwunderlich wäre aber auch nicht, wenn sich herausstellte, dass es sich hierbei um ein 100%iges Tochterunternehmen von I-SEC handelte.

    In einer kurzen aber prägnanten Liste von must haves, die die Bewerber/Innen mitzubringen haben, wird eine bestehende Arbeitslosigkeit als erstes innerhalb einer telefonischen Vor-Akquise abgefragt.

    Weitere must haves, die als unabdingbar innerhalb eines Infofolders genannt werden, würden einer arbeitsrechtlichen Bewertung wohl kaum standhalten.

    Glaubt man den Berichten bereits ausgeschiedener Mitarbeiter, geht das Beschäftigungsverhältnis selten über 1 Jahr hinaus. Es drängt sich der Eindruck auf, dass I-SEC lediglich daran interessiert zu sein scheint, Leistungen als Maßnahme-Träger durch die Agenturen für Arbeit bzw. Job-Center zu erhalten. Dazu ist es verständlicherweise erforderlich, den staatlich gewollten Drehtüreffekt aus Arbeitnehmersicht mitzunehmen.
    Je nach Standort werden in einer Liste monatliche Arbeitsstunden-Kontingente von 100 bis 160 in 3 Schichten, 24 Std., 7 Tage /Woche beschrieben. Ausdrücklich wird in diesem Zusammenhang auf die Anwendung eines Arbeitszeitkontos für jeden Mitarbeiter hingewiesen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass geleistete Überstunden nicht vergütet werden- sondern mit freien Dienstzeiten aus geleisteten Überstunden verrechnet werden.

    Müßig zu erwähnen, dass aus einem daraus resultierenden Nettogehalt in den Flughäfen-Metropolen eine Person nicht existieren kann. Leider sind aus den genannten Arbeitszeitbedingungen i.d.R. wohl auch keine Nebentätigkeiten möglich.

    Genannt werden durch die GATE Training GmbH Stundenlöhne von 17€ / Std. nach der Probezeit, wie lange diese tatsächlich dauert, bleibt im Unklaren.

    Es sollen steuerfreie Schichtzuschlagen (15% Nacht, 40% Sonntag und 100% Feiertag) gewährt werden, außerdem tarifliche Sonderzahlungen, 3 Monate Probezeit / Jahresvertrag, Anwesenheitsprämie i.H.v. 2,20€ Netto pro Arbeitstag (max. 44€ Netto monatlich).

    Mitarbeiter Sicherheit Flughafen Leipzig / Halle erhalten einen Stundenlohn von 14,70 €. Hier werden u.a. gefordert: Voraussetzungen: Berufsausbildung oder abgeschlossenes Studium oder mehrjährige (3 Jahre beim selben Arbeitgeber) Berufserfahrung.
    Mitarbeiter am Frankfurt am Main: Sicherheit erhalten 16 €/Std.
    Netterweise liefert die GATE Training GmbH in einer Tabelle die erwartenden brutto / netto Löhne für die Steuerklassen I,III und V gleich mit, so dass auch künftige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, diese sollen den weitaus größten Herkunftssteil von I-SEC ausmachen, gleich wissen, wieviel gering sie am Ende verdienen.

    Ein sicherer Arbeitsvertrag sei am Ende des Bewerbungsgesprächs garantiert, bzw. der Proband erhält einen Arbeitsvertrag in Form einer Einstellungszusage; ja was denn jetzt, das sind 3-Paar-Schuhe, von denen auf Dauer keiner passen wird.

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